Freitag, 17. Juli 2009

300 Tage in Kamerun

Hallo ihr alle,

Heute ist der 300. Tag in Kamerun und mir verbleiben weniger als 55. Tage.

Die Wochen vergehen hier wie im Fluge und in den letzten Wochen ist insgesamt doch eine ganze Menge passiert. So werde ich heute über die folgenden Ereignisse berichten.

  1. den Kurztrip einiger Freiwilligen nach Yaounde,
  2. den Start des One Laptop per child Programms
  3. das Sommerferienprogramm,
  4. einen Ausflug zum Lake Barombi Mbo nahe Kumba
  5. den Kurztrip nach Bamenda

1. Die letzten Wochen haben wir hier einiges gemacht. Bevor die 100 Laptops hier nach Buea kommen konnten, gab es noch einige Probleme mit dem Zoll. Für die Geräte sollte ein Millionenbetrag (in örtlicher Währung) bezahlt werden (einige tausend Euro). Um diesen zu umgehen, wurde extra eine gemeinsame Reise nach Yaounde geplant, damit eine Präsentation des Laptop-Programms den zuständigen Abteilungsleiter von der Gemeinnützigkeit des Projekts überzeugt. Da hier in Kamerun alles ziemlich zentralisiert ist, muss man dazu in die Hauptstadt nach Yaounde fahren. Schließlich sind die Laptops als Überraschung doch schon vorher gekommen. Ein Treffen von unserem Chef und irgendwelche Kontakte in den Regierungsreihen haben ausgereicht, um von den Zollzahlungen befreit zu werden. Den Trip nach Yaounde haben wir trotzdem gemacht und es war, auch wenn es kurz war, wirklich gut. Nach Ziemlich genau 9 Monaten bin ich wieder dort angekommen, wo ich meinen Freiwilligendienst angefangen. Diesmal war es nicht das Einleben in das kamerunische Leben, sondern vielmehr die Suche nach etwas Abwechslung, insbesondere im Bereich der Speisen. So sind wir in den zwei Tagen, wo wir dort waren, zweimal in ein sehr leckeres Restaurant mit italienischen Speisen gegangen, wo es Pizza aus dem Steinofen und leckere Nudeln mit verschiedenen Soßen gab. Ich kann es gar nicht glauben, wie sehr ich das europäische Essen oder vielmehr die deutlich größere Speisenvielfalt vermisse. Auch ein Eis gab es in Yaounde endlich wieder, mein zweites in Kamerun und das bei den unglaublich heißen Temperaturen. Auch die Bäckereien in Yaounde glichen Paradiesen. Es gibt nicht nur Baguette und einige ansonsten gleich schmeckende Gebäcke, sondern auch Graubrot und unglaublich aussehende Torten. Zu guter letzt gibt es in den zahlreichen Supermärkten große Auswahl und nach 10 Monaten habe ich etwas Käse genossen.

Ein weiteres Ausflugsziel war der Kunstmarkt in Yaounde, bei dem ich mich mit weiteren Souvenirs eingedeckt habe. Ein ruhiges Stöbern sollte man nicht erwarten. Stattdessen wurde man von allen Seiten gerufen und in die einzelnen Shops geradezu gezogen. Überall war man ein Freund, dem man „un bon prix“ geben wird, der wohl eher für den Händler einen größtmöglichen Gewinn bringt, als ein wirklicher Freundschaftspreis ist. Trotz teils längeren Verhandlungen mit guten Preisen habe ich innerhalb kürzester Zeit einiges an Geld ausgegeben. Die Rückfahrt war der unangenehmste Teil der ganzen Reise. Hatten wir auf dem Hinweg wenigstens einen normalgroßen Reisebus, wo wir jeder unseren eigenen Sitz hatten, haben wir die Rückfahrt zusammengequetscht in einem kleinen Bus verbracht. Ein Bewegen in welche Richtung auch immer, war nicht möglich. Einzig Platz nach oben gab es reichlich, auch wenn ich diesen liebend gerne in Platz in irgendeine andere Richtung getauscht hätte.


2. Zurück in Buea folgte der Start des Ferienprogramms mitsamt den Laptops. Am Montag gab es eine große Eröffnungsveranstaltung mit dem zuständigen Delegierten für Grundschulbildung für die Süd-West- Region, dem Bürgermeister von Buea und einigen weiteren Verantwortlichen. Auch das Fernsehen war anwesend. Der interessantere Teil war der Start des eigentlichen Programms am Mittwoch. 100 Kinder sind am Vormittag gekommen, um mit den Laptops zu arbeiten. Die Registrierungsphase hat kaum etwas gebracht. Von den registrierten Kindern, war kaum eines anwesend. Genug Kinder gab es trotzdem. Seit nunmehr 2 ½ Wochen arbeiten wir mit den Kindern und den Laptops zusammen. Ziel des One Laptop per Child Programms ist es nicht vorrangig den Umgang mit dem Computer zu erlernen, sondern vielmehr die Laptops für das allgemeine Lernen in den verschiedenen Fächern zu nutzen.

Ich bin erstaunt, wie schnell die Kinder den Umgang mit dem Computer lernen, hatte ich doch in den Computerstunden während des Schuljahres kaum erfolg. Die größten Schwierigkeiten bereiten uns technische Probleme, die immer wieder vorkommen. Sei es dass sich das System aufhängt, oder aber das Mauspad verrückt spielt. In zwei verschiedenen Altersgruppen haben die Kinder schon jetzt einiges gelernt, von verschiedenen Spielen, über Malen, Zeichnen, Fotografieren und dem Schreiben.

Auch die Lehrer werden im Umgang mit den Laptops geschult, wobei es diesen häufig schwerer fällt, als den Schülern. Letzten Donnerstag und Freitag hatten einige Lehrer, die erste Probe, indem sie die Unterrichtsstunde fast alleine gemacht haben. Alles hat gut geklappt und ich bin sicher, dass die Lehrer die Laptops während des Schuljahres in ihren Unterricht integrieren können.


Die Kinder beim Arbeiten mit den Laptops


3. Die Summer Holiday Caravan „Sommerferienkarawane“ hat schließlich auch angefangen und die vorigen ziemlich langweiligen Wochen endlich beendet. Im Grunde ist es ein etwas abgewandeltes School on Wheels Projekt, wo mehr auf Spiel und Spaß als auf Lernen gesetzt wird. Bisher geht es auch nur in die schon bekannten Dörfer rund um Buea.


Die Kinder beim Spielen von Die Reise nach Jerusalem


Ob es noch weiter geht ist unklar. Die Straße nach Mamfe ist derzeit in einem so schlechten Zustand, dass eine Fahrt mit den Schulbussen nicht möglich ist. Diese haben auf dem Weg zu unserem Haus große Probleme und sind dort immer wieder steckengeblieben. Trotzdem sind sie immer weiter den Weg lang gefahren und schließlich mussten Steine beschafft werden, um den Weg für die Busse wieder befahrbar zu machen.


4. Ein gemeinsamer Ausflug aller Freiwilligen ging einen Samstag zu einem See mitten im Regenwald nahe Kumba. Mit einem voll geladenen Schulbus haben wir uns mittags auf den Weg gemacht. Auf einer neuen Teerstraße dauerte die Fahrt nicht lange. Einzig die letzte Wegstrecke direkt zum See wäre eher für einen Geländewagen geeignet. Ein Regen hätte die Rückfahrt mit dem Bus unmöglich gemacht und so blieb nur die Hoffnung, dass es trocken bleibt. Am See eröffnete sich ein grandioser Blick.



Völlig unerwartet ist ein Platz am Ufer sehr schön hergerichtet. Es gibt Sitzbänke, einen Unterstand und Treppen in das Wasser. In Deutschland wäre dies ein schönes „Strandbad/Seebad“ bei dem man Eintritt zahlen müsste. Hier liegt der Platz völlig verlassen. Ich zögere in das Wasser zu gehen, hört man doch von allen Seiten, dass man stehende Süßwassergewässer aufgrund der Bilharziosegefahr meiden. Doch lange kann ich mich nicht beherrschen ist das erfrischende Wasser bei dem warmen Wetter doch zu verlockend.


5. Ein weiterer Ausflug stand am darauffolgenden Wochenende an. Es ging nach Bamenda zu Niels. Für das Spendenkonzert, welches Niels zusammen mit einem Freund in Deutschland organisiert hat, gab es ein Meeting. Das helepforchildren Projekt, wie der offizielle Name lautet war ein großartiger Erfolg und bei dem Treffen ging es nun um die Ausgestaltung der Verträge für die Verwendung der Spendengelder, damit diese auch dort ankommen, wo sie vorgesehen sind. In einem der korruptesten Länder der Welt, muss man darauf ein besonderes Augenmerk legen. Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es auf dem entsprechenden Blog helepforchildren.blogspot.com Bei UAC werden wir mit den Spendengeldern den Bau einer Wasserleitung zur Schule unterstützen, damit es in der Schule endlich fließend Wasser gibt. Leider muss die Wasserleitung von dem nächsten Dorf gebaut werden, sodass die Spenden dafür noch nicht ausreichen.

Ansonsten war Bamenda ziemlich kalt. Das erste Mal in Kamerun (wenn man von der Kamerunbergbesteigung einmal absieht) habe ich meinen Schlafsack wirklich gebraucht. Auffallend war auch, wie sauber Bamenda ist, verglichen mit Buea, Douala oder anderen kamerunischen Städten. Wirklich schön fand ich die Lage von Bamenda in einem Talkessel, umgeben von Hügeln. Gerade von Niels Haus am Rande von Bamenda bereits auf einem Hügel, hat man eine fantastische Aussicht auf Bamenda, wenn es nicht im Nebel versinkt.

Blick auf Bamenda


Bamenda bei Nacht


Die häufigen Stromausfälle lassen Bamenda bei Nacht kurzzeitig fast verschwinden und nur einige Lichter bleiben an. Riesig im Vergleich zu Buea ist auch der Markt, der wahrscheinlich größer ist als die drei Märkte in Buea zusammen. Zwei weitere sehr schöne Einrichtungen sind auch das Handicraft und Presskraftcenter, wo es jede Menge Kunsthandwerk gibt. Nach meinem kurzen Eindruck von Bamenda würde ich Bamenda Buea vorziehen, insbesondere weil man in dieser größeren Stadt mehr Möglichkeiten hat, während Buea im Grunde nur aus einer Hauptstraße besteht, an der sich die Häuser reihen.

Das war im Großen und Ganzen mein Programm der letzten Wochen. Ein trauriger Punkt war der Abschied von Nathan, der nach 6 Monaten in Kamerun zurück nach Großbritannien geflogen ist. Auch einige weitere Freiwillige sind bereits wieder abgefahren und in den nächsten Wochen werden uns einige weitere Verlassen. So schrumpft die Gruppe ziemlich schnell, wächst aber auch schon wieder durch neue Freiwillige die diese Woche angekommen sind. Froh bin ich über die Aussage, dass auch wieder neue Freiwillige kommen werden und ich auch meine letzten beiden Wochen meines Freiwilligendienstes nicht alleine verbringen muss. Nachdem das Cyber mit dem neuen Provider einige Zeit relativ gut funktioniert hat, gibt es seit einigen Tagen überhaupt keine Verbindung. Gut, dass ich wenigstens etwas zu tun habe und das Cyber nicht meine einzige Möglichkeit ist mich zu beschäftigen.

Mit den besten Grüßen aus Buea

Jannik


P.S. Heute am Nachmittag ist Eto’o der kamerunische Fußballheld im Zuge einer Promotion von Orange nach Buea gekommen, zur Eröffnung des sogenannten Orange Cups. Eigentlich sollte alles um 10 anfangen, aber von anderer Seite haben wir 1 Uhr als Start erfahren und kurz nach eins kam er tatsächlich. Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Die Fans stürmten nur so hinter der Fahrzeugkolonne her. Es war schwer für Eto’o einen Weg auf die Ehrentribüne zu finden. Wir drei Freiwilligen hat man dann gleich auch noch auf die Ehrentribüne geholt. Gesagt hat Eto’o gar nichts. Er hat irgendeinem Fanclub Trikots von Barcelona übergeben und dann den Anstoß für den Orange Cup ausgeführt. Alles in allem war er maximal eine Stunde dort, aber die Leute sind vollkommen ausgeflippt. Für das eigentliche Fußballspiel hat sich keiner interessiert und nachdem die Eto’o gefahren ist, war das Stadium wieder fast ganz leer.

Freitag, 19. Juni 2009

Noch 83 Tage

Hi,

die Zeit verfliegt hier wie im Fluge. Seit meinem letzten Blogeintrag sind schon wieder Wochen vergangen. Allerdings muss ich euch leider enttäuschen, dass es in dieser Zeit nicht viel neues gab.

Wie ich euch bereits angekündigt habe, hört das Schuljahr hier bereits Anfang Juni auf. In den letzten Wochen desselben haben die Computer, Sport- und Deutschstunden kaum noch stattgefunden. Stattdessen haben die Schüler für die Prüfungen geübt und den Nationalfeiertag gefeiert. Dieser wurde am 20. Mai mit einer ähnlichen Parade wie am Jugendtag gefeiert. Im Gegensatz zu letzterem war diesmal auch die Polizei und Armee anwesend und ist marschiert und hat ihre Fahrzeuge präsentiert. Die meiste Zeit des Tages hieß es aber wieder mal warten. An einen pünktlichen Beginn habe ich gar nicht erst geglaubt, doch auch nachdem die Zeremonie angefangen hatte, zog sie sich ziemlich in die Länge. Nachdem der Gouverneur die anwesenden Menschen von seinem Wagen aus gegrüßt hatte, ist erst die Polizei- und Armee marschiert, ehe anschließend die Schuler an der Reihe waren, was bei den vielen Kindern und Schulen Ewigkeiten dauerte. Da erst die Staatsschulen, vor den privaten Schulen an der Reihe waren, hieß es Stunden warten. Gott sei dank mussten wir nicht auch noch auf die Secundary schools warten und konnten gegen Mittag wieder nach Molyko, dem Stadtteil, in dem wir wohnen, zurückkehren, wo wir den Nationalfeiertag in einer Bar weitergefeiert haben.

Die nächste Festveranstaltung war die Graduationsfeier Anfang Juni für die Kinder der Vorschule und der 6. Klasse. Zeitlich war der Beginn für kamerunische  Verhältnisse relativ pünktlich. Die Schule ist schön geschmückt und als wir dort ankommen herrscht bereits mächtig Betrieb. Vor dem Schultor werden künstliche (ziemlich kitschige) Blumensträuße verkauft. Für die Graduation werden diese massenhaft gekauft. Außerdem sind viele Fotografen anwesend, um den einmaligen Tag auf Fotos festzuhalten. In den Graduationsmäntel und den besonderen Hüten sehen besonders die Vorschulkinder extrem niedlich aus.

Wie schon bei der Weihnachtsfeier hat der Schulchor neben der Nationalhymne noch verschiedene andere Lieder gesungen und andere Kinder haben Sketche vorgetragen. Die 6. Klässler haben sich für die großartige Zeit an der Schule bedankt und schließlich kommt es zur Graduation.

Der letzte Teil der Veranstaltung  ist leider ziemlich langweilig und viele Eltern verlassen bereits die Halle. Angefangen mit der 6. Klasse werden die besten 3 Schüler jeder Klasse gekürt. Bei der großen Schule, zu der Jamadianle mittlerweile geworden ist dauert dies Ewigkeiten, auch weil der Moderator seine Aussagen immer mindestens dreimal wiederholt. Zusätzlich werden in jeder Klassenstufe auch noch die besten Schüler eines jeden Fachs ausgezeichnet und bekommen einen kleinen Preis. Die Luft in der Halle wird immer schlechter und so sind wir froh, als die Veranstaltung endlich zu Ende ist und es nach Hause geht. Den Nachmittag verbringen wir wie bei allen besonderen Ereignissen zusammen mit den Lehrern von UAC in einer Bar.

Merkwürdig ist die Reihenfolge in denen hier die Prüfungen und Graduation stattfinden. So haben die 6. Klässler nach ihrer Graduation immer noch Prüfungen und wissen damit noch lange nicht, ob sie die 6. Klasse erfolgreich abgeschlossen haben. Ich hatte angenommen, dass mit der Graduation die Sommerferien endgültig anfangen, doch mit dieser Einschätzung war ich etwas zu voreilig. Die Graduation wird eben irgendwann durchgeführt und die Ergebnisse der Prüfungen gibt es später. Gerade in den Staatsschulen, wo leider ein nicht allzu kleiner Teil der Schüler die Prüfungen nicht erfolgreich bestehen, haben die Schüler mehrmals die Graduation für ein und denselben Abschluss, was zu höheren finanziellen Belastungen für die Graduation führt, aber insgesamt eher das kleinste Problem im kamerunischen Bildungssystem ist.

Deutlich schockierter war ich über die Länge der Prüfungen, die die 6. Klässler zu schreiben hatten. Die Prüfungen sämtlicher Fächer schreiben sie in zwei Tagen und zwar jeweils den ganzen Tag (mit einigen Pausen). Wenn ich mich recht erinnere war meine längste Prüfung bisher 4 ½ Stunden lang und diese fand letztes Jahr für das Abitur statt. Hier sollen die etwa 11- jährigen Kinder der 6. Klassen einen ganzen Tag die Prüfungen schreiben. Kein Wunder, dass die Testergebnisse am Ende zu wünschen übriglassen; am Ende kann sich doch keiner mehr konzentrieren. Die Erklärung, die ich für diese langen Prüfungen bekommen habe, liegt in logistischen Problemen die zentralen Prüfungen an alle kamerunische Schulen zu verteilen. Würden die Prüfungen für jedes Fach an einem anderen Tag geschrieben, müssten die Kuriere, um die Geheimhaltung der Prüfungen sicherzustellen, deutlich öfter fahren, was bei den hiesigen Straßenverhältnissen ein gehörigen Aufwand bedeutet. Zumindest etwas auseinanderziehen könnte man die Prüfungen meiner Ansicht aber schon.

Doch auch vor den Prüfungen hatten die Schüler ein ordentliches Programm zu absolvieren und hatten täglich von 7:30 Uhr bis in den Nachmittag Unterricht um alle Inhalte erfolgreich zu verinnerlichen. Damit haben sie im Alter von 11 Jahren schon eine normale 40 Stunde Woche, die evtl. Arbeiten und Lernen zu Hause noch gar nicht einschließt. Immerhin gibt es von den ersten Prüfungen inzwischen die Ergebnisse und diese sind für die Jamadianle Schule grandios. Alle Schüler haben die Prüfung erfolgreich bestanden und die Schule insgesamt gehört zu den besten. Nun stehen noch die Ergebnisse der zweiten zentralen Prüfungen auf dem Programm, die hoffentlich ähnlich erfolgreich sind.

Mit den letzten Prüfungen für die Schüler der 6. Klasse ist das Schuljahr letzte Woche endgültig zu ende gegangen.

Damit sind findet derzeit keines der Projekte an denen ich beteiligt bin statt. So warten wir nun alle auf den Start des Ferienprogramms. Die Zahl der Freiwilligen hat sich massiv erhöht und so sind wir nun insgesamt 11 Freiwillige hier. So mussten sogar extra Räume eingerichtet werden. In kürzester Zeit wurden in dem „Wohnzimmer“ der beiden Freiwilligenhäuser Holzwände errichtet und damit jeweils ein weiterer Raum geschaffen.

Über das geplante Ferienprogramm konnten wir inzwischen schon etwas mehr erfahren, wenngleich vieles noch unklar geblieben ist. Zum einen soll die sogenannte UAC Summer Holiday Karawane stattfinden. Ein Nachmittagsprogramm was ähnlich wie das School on Wheels Projekt in verschiedenen Dörfern stattfindet. In dieser Zeit arbeiten wir spielerisch mit dem Kindern. Im Gegensatz zum School on Wheels Projekt soll es allerdings nicht nur in den drei Dörfern Bwitingi, Bokvai und Bonakanda rund um Buea stattfinden, sondern auch auf dem Weg nach Kumba und rund um Mamfe stattfinden. So freue ich mich in den restlichen 3 Monaten noch einige neue Dörfer kennenzulernen. Teilweise wurde auch von einem Camp mit Übernachtungen in den Dörfern gesprochen, woran ich allerdings nicht glaube, auch weil unser Chef sagt, dass wir nur am Nachmittag mit den Kindern arbeiten können, weil sie am Morgen auf den Farmen arbeiten. Des Weiteren sind drei Freiwillige aus Amerika im Zuge des One Laptop per Child (OLPC) Projekts gekommen und haben 100 XO Laptops mitgebracht. Diese sollen ebenfalls in das Ferienprogramm integriert werden und neben den Lehrern und den Schülern der 6. Klasse sollen auch weitere Schüler die Gelegenheit bekommen den Umgang und die Benutzung der Computer zu lernen.

Das letzte Projekt, dessen Durchführung noch von der Beschaffung entsprechender finanzieller Mittel abhängt, ist das Community Sport for Development Program. Dieses Projekt, welches ich bereits im März miterlebt habe, soll die Jugendlichen ermutigen ihre Kraft und Energie für die Entwicklung und produktive Aktivitäten in den Dörfern zu nutzen. Das Problem dort ist, dass viele Jugendliche von den Dörfern in die Städte ziehen, wo sie nach Jobs suchen, was meistens sehr, sehr schwer ist. Dieses Projekt soll die Kraft und Energie der Jugendlichen in den Dörfern durch den Volkssport Fußball bündeln und auch in anderen Bereichen  einzusetzen. So beinhaltet dieses Projekt neben einem Fußballturnier, eine Reinigungskampagne, ein gemeinschaftlich bewirtschafteter Bauernhof (co-operative farming genannt) und Diskussionen zu Themen, die die Jugendlichen betreffen oder über die sie gerne Sprechen wollen. In allen Disziplinen werden die 4 Teilnehmenden Dörfer Bokova, Bwitingi, Bokvai und Bonakanda bewertet und am Ende gibt es Sachpreise, bestehend aus Werkzeugen, die sie auf dem Bauernhof nutzen können. Mit der Wiederholung dieses Programms soll zum einen die fachgerechte Nutzung der beim letzten Mal vergebenen Preise evaluiert werden und die weitere Arbeit der Jugendlichen an dem gemeinsamen Bauernhof zu honorieren. Beim letzten Mal hatten einige Dörfer noch große Schwierigkeiten, bei der Bewirtschaftung des Bauernhofs, weil entsprechende Geräte fehlten.  Zum anderen sollen dieses Mal Mädchenmannschaften an dem Turnier teilnehmen. Gemeinsam hoffen wir 11 Freiwillige den finanziellen Bedarf für die Durchführung dieses Projekts zusammenzubekommen um dieses Projekt ebenfalls in den Sommerferien durchführen zu können und den Jugendlichen damit auch eine Abwechslung während den 3-monatigen Sommerferien geben zu können, in denen sie ansonsten überwiegend auf den Feldern arbeiten.

Auch wenn die Regenzeit hier immer mehr Einzug erhält, haben wir hier die letzten Tage ein großes Wasserproblem. Während wir vorher zumindest immer wieder wenigstens etwas Wasser aus dem Wasserhahn kam, gibt es seit ein paar Tagen überhaupt kein Wasser mehr. Ich gehe davon aus, dass irgendwo an den Leitungen gearbeitet wird und die Wasserleitungen aus diesem Grund abgestellt sind. Doch Informationen darüber gibt es nicht. Gerade, da wir nun zu viert das Badezimmer nutzen, hält das Wasser in den Eimern nicht lange vor und so mussten wir vor einigen Tagen das erste Mal nach sehr langer Zeit mal wieder mit Bus Wasser holen fahren.

Ähnlich wie mit der Wassersituation geht es auch mit der Stromversorgung, die deutlich unzuverlässiger ist. Bei jedem größeren Regen oder Sturm fällt der Strom aus und auch wenn keine Gründe erkennbar sind kommt es häufig zu sehr kurzen Stromausfällen von einigen Sekunden, die besonders im Cybercafe sehr nervig sind. In diesen Fällen liebe ich meinen Laptop mit Akku, der mich zumindest vom Datenverlust verschont.

Leider ist auch die Verbindungsqualität im Cyber in den vergangenen Wochen stetig schlechter geworden und vorgestern war die Verbindung so langsam, dass ich während einer zweistündigen Internetsitzung gerade mal eine Email lesen konnte. So hat das Cyber in den vergangenen Tagen aufgrund einer zu schlechten Verbindung gar nicht erst aufgemacht. Nach dem schlechten Service des Providers MTN soll die Internetverbindung zum Beginn des nächsten Monats auf den anderen Mobilfunkbetreiber Orange umgestellt werden. Ich hoffe, dass damit wieder eine zuverlässige Internetverbindung möglich ist.

Auch wenn es hier schon sehr viele Internetcafes gibt, wird das Internet nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung genutzt. Gar nicht glauben konnte ich die Preise, die hier für eine Internetverbindung bezahlt werden müssen. Für einen einigermaßen schnellen Anschluss mit 1 Mbit pro Sekunde, eine der schnellsten Verbindungen, die man hier bekommen kann, kostet umgerechnet deutlich über 400 Euro im Monat und ist damit etwa 20 Mal teurer als in Deutschland. Weiß gar nicht, wie es werden soll, wenn ich nach dem Jahr hier wieder eine schnelle Internetverbindung habe. Werde mich wohl fragen, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Aber daran kann man sich wahrscheinlich schneller gewöhnen als an die langsame Verbindung hier.

Ich hoffe, dass es euch zu Hause gut geht. Lasst euch nicht von der Schweinegrippe anstecken.

Beste Grüße aus dem regenreichen Kamerun.

Jannik

Samstag, 16. Mai 2009

Grüße aus Buea

Hallo,

nun sind schon wieder 4 Wochen seit meinem letzten Blogeintrag vergangen. Die Zeit fliegt nur so dahin und fast 2/3 meiner Zeit in Kamerun ist schon vorbei. Viel neues gab es nicht in den vergangenen Wochen nicht.
Das Fußballturnier ist mit einiger Aufregung im Endspiel zu Ende gegangen. Nach einer zweifelhaften Schiedsrichterentscheidung haben beide Mannschaften mit dem Spielabbruch gedroht, sofern die Entscheidung zu ihren ungunsten ausfällt. Schließlich hat BB United nachgegeben und das Spiel konnte weitergehen. Doch nach der nächsten (diesmal korrekten) Elfmeterentscheidung des Schiedsrichters für BB United ist das andere Team Bokova ausgerastet, es kam zu Tumulten, das Tor wurde auseinandergenommen und das Spiel abgebrochen. Bei einem Unentschieden hat BB United das Spiel gewonnen. Obwohl das Fußballturnier nur zu einem sehr kleinen Teil in die Gesamtwertung einfloss, in der die Themendiskussionen, die Reinigungskampagne und das Cooperative farming den größten Teil ausmachten. Trotzdem spiegelte letztlich die Platzierung der vier Fußballmannschaften auch die Gesamtplatzierung der einzelnen Mannschaften wieder.
Neben diesem kleinen Fußballturnier spielte hier natürlich auch die Champions League eine große Rolle. Die Spiele von Barca habe ich beide in einer kamerunischen Bar gesehen, in denen sich halb Kamerun für die wichtigen Fußballspiele gibt. Neben vereinzelten Chelsea Fans gab es eine gewaltige Übermacht von Chelsea Fans. Das Rückspiel war extrem spannend und nach dem 1:0 für Chelsea wollte nach 90 Minuten kaum nach einer an ein Weiterkommen des FC Barcelona glauben. Als dann in der Nachspielzeit der FC Barcelona, doch noch den Ausgleich und damit das Weiterkommen schaffte war hier die Freude ungebrochen. Auf den Straßen liefen die Fans mit Barcelona und Kamerun Flaggen herum und grölten vor Freude. Es war als hätte das Nationalteam einen unglaublichen Sieg errungen. Dabei war es alleine eine Clubmannschaft, die allein aufgrund von Eto’o fast den Status einer Nationalmannschaft hat. Es ist einfach unglaublich und ich bin auf das Finale Ende Mai gespannt.
Anfang Mai (also auch schon wieder 2 Wochen her) sind Lisa, Linn und Chloé die drei Internshipstudenten von der Universität in DenHaag zurückgeflogen,, sodass wir hier nun nur noch drei Freiwillige sind. Der Abschied war traurig. Wir hatten hier gemeinsam eine schöne und lustige Zeit. Nun ist es hier wieder deutlich ruhiger. Unser Chef hat uns aber schon wieder von neuen Freiwilligen erzählt, die kommen wollen, sodass wir hier sehr bald wieder deutlich mehr Freiwillige sein werden. Anfangs hätte ich nie gedacht, dass ich hier so viele Abschiede miterlebe. Doch da UAC so viele Freiwillige hat, von denen die meisten nur um die 3 Monate bleiben, muss man sich damit arrangieren.
Arbeitsmäßig hat nach dem Fußballturnier das School on Wheels Projekt wieder angefangen, wobei wir Freiwilligen dabei deutlich dezimiert sind.
Ansonsten hat auch in der Schule wieder der Deutsch- und Computerunterricht, wenn auch unregelmäßig, stattgefunden. Gerade beim Computerunterricht gab es das Problem, dass einer der Busse Altersschwäche gezeigt hat und damit die Kinder immer mindestens 20 Minuten zu spät waren, sodass sich der Unterricht nicht mehr gelohnt hat. Doch dieses Problem sollte seit gestern gelöst sein, da UAC zwei nagelneue Kleinbusse vom Typ Toyata Hiace bekommen hat und damit nun 4 Kleinbusse für den Transport der Kinder zur Verfügung stehen.
Inzwischen geht es in der Schule in die Schlussphase des Schuljahres und damit verbunden gibt es auch viele Tests und Prüfungen. Gerade für die Schüler der 6. Klasse, die dieses Jahr ihren Grundschulabschluss machen, gibt es ein anstrengendes Lernprogramm, bei dem sie bis in den späten Nachmittag in der Schule sitzen, damit sie die zentralen Abschlussprüfungen gut meistern können.
Im Sportunterricht haben diese zentralen Prüfungen bereits stattgefunden. Über 400 Schüler aus der Umgebung haben sich dabei im Station eingefunden. Anfangs schien die Organisation ganz gut zu klappen, auch wenn immer nur 9 Schüler gleichzeitig die Prüfungen absolvieren konnten. Angefangen wurde mit Sprint und Kugelstoßen, was allein schon ziemlich lange gedauert hat. Am Nachmittag ging es mit dem Hochsprung weiter, der noch länger dauerte, weil jeweils nur ein Schüler gleichzeitig springen konnte und bei einem erfolglosen Sprung ein neuer Versuch möglich war bzw. andernfalls die gleiche Prozedur mit der nächsten Höhe weiterging. Schließlich wurde, damit es schneller ging, den Schülern nur noch ein Versuch zugestanden und aus Zeitmangel die Disziplinen Gymnastik und Ausdauer ganz aus dem Programm gestrichen worden. Von den eigentlich zentralen Prüfungen in ganz Kamerun ist zumindest hier nicht viel übriggeblieben. Nach dieser chaotischen Organisation gab es später zumindest später die freudige Nachricht, dass alle Schüler von der Jamadianle Schule die Prüfung erfolgreich bestanden haben.
Nach dieser Sportprüfung stehen nun noch die zentralen schriftlichen Fächer auf dem Programm, ehe es Anfang Juni eine Graduationszeremonie gibt und es anschließend in die Ferien geht. Wie mein Ferienprogramm aussieht, weiß ich noch nicht genau, es soll aber zumindest eine zeitlang ein Ferienprogramm geben.
Das Wetter scheint sich leider unaufhaltsam in Richtung Regenzeit zu bewegen und es regnet mehr und mehr. Teilweise schon jeden Tag. Damit verbunden sind auch vermehrt Stromausfälle, während es auf der positiven Seite zumindest etwas öfter fließendes Wasser gibt. Trotz des vermehrten Regens, hatten wir letzten Sonntag ein Riesenglück mit dem Wetter und sind nach langer Zeit endlich mal wieder nach Limbe zum Strand gekommen. Die Sonne schien unaufhaltsam und die Sicht war klasse. Man hat die Vulkaninsel Bioko mit der Hauptstadt von Äquatorialguinea sehr gut gesehen. Die Wellen in Limbe waren mir an diesem Tag allerdings ein bisschen zu groß. Zum Surfen waren sie genial, doch für mich waren sie zu stark und ein, zweimal mit den Wellen mitgerissen zu werden war genug für mich. Aber der Strandtag war super und endlich mal wieder etwas anderes als den ganzen Tag in Buea rumhängen. Ich hoffe, dass es auch trotz Regenzeit, noch einige Möglichkeiten gibt den Strand in Limbe zu genießen.


Das war’s erstmal von hier. Wie gesagt großartig neues gibt es hier nicht.
Vielleicht ist es zu Hause spannender, zumindest in der Bundesliga scheint dies der Fall zu sein :-)
Viele Grüße
Jannik

Donnerstag, 9. April 2009

Mein 200. Tag

Hey Ihr,

Nun bin ich schon 200 Tage hier in Kamerun. Kann es gar nicht richtig glauben, aber die Zeit rennt insgesamt in der letzten Zeit doch ziemlich, auch wenn sich die Stunden und Tage zwischendurch immer wieder sehr in die Länge ziehen, insbesondere wenn es (fast) nichts zu tun gibt. Ähnlich sah es hier in den vergangenen zwei Wochen aus. 
Es waren Schulferien und so hatte ich hier unterrichtsmäßig nichts zu tun. 
Bezüglich anderer Aufgaben habe ich mich an die Webseitenübersetzung der Webseite von UAC gesetzt. Dies hat sich als gar nicht so einfach rausgestellt und ich bin immer noch nicht fertig, obwohl die Ferien schon wieder fast vorbei sind. 
Ansonsten hat hier gestern noch das Community Sports for Developpement Projekt begonnen. Dieses findet in den 4 umliegenden Dörfern statt, wo auch das School on Wheels Projekt stattfindet. Dabei geht es um die Entwicklung der Community unter anderem mit Hilfe des Fußballturniers. Neben diesem, finden noch Themendiskussionen, eine Cleanup Kampagne und ein Farming Projekt. Für diese vier Bereiche gibt es jeweils für die siegreichen Dörfer Punkte und am Ende bekommen die besten Dörfer Sachpreise in Form von Werkzeugen oder ähnlichem, die sie gebrauchen können. Gestern fand dafür der Kickoff statt. Geplant war er für 1 Uhr. Aber – wie ihr euch vielleicht denken könnt – ist damit BMT gemeint. Was sich hinter der Abkürzung verbürgt, könnt ihr ja mal selbst überlegen. Zumindest war der Start dann erst nach 16 Uhr. Das erste Fußballspiel war nicht sehr interessant und endete nach 30 Minuten torlos. Vor dem zweiten Spiel gab es eine riesige sehr emotional geführte Diskussion. Da das Team von Bokvai wohl Spieler in ihren Reihen hatten, die das Höchstalter von 18 Jahren überschritten hatten. Alle regten sich irgendwie auf und keiner konnte eine Entscheidung treffen. So verstrich mindestens eine halbe Stunde. Nach dieser waren wir schon fast dabei das Spiel abzusagen, weil sich auch ein Unwetter abzeichnete. Doch schließlich ging es ganz schnell und das Spiel konnte beginnen. Es war deutlich interessanter und auch ohne ältere Spieler konnte Bokvai das Spiel mit 3:0 für sich entscheiden.
Am Abend lief im Fernsehen natürlich das Spiel FC Barcelona gegen Bayern München, was hier mit sehr viel Begeisterung gesehen wurde. Insbesondere bei dem Tor von Eto’o. Doch die Vorstellung des FC Bayern war nicht sonderlich klasse. Ich habe nicht das ganze Spiel gesehen, doch die 4 Tore in der ersten Halbzeit haben mir gereicht. 
Heute Nachmittag sind noch Niko und Niels mit Freunden und Familie gekommen, weil Sie morgen die Mountaintour machen möchten. Bin mal gespannt wie sie diese Tour finden werden. 

Wie gesagt, viel neues gibt es hier nicht. 
Vielleicht ist es ja bei euch interessanter.

Ich wünsche euch ein schönes Osterfest und ein paar schöne freie Tage (hoffentlich)

Viele Grüße
Jannik

Dienstag, 31. März 2009

Safaritour in den extremen Norden

1. Teil: Die Fahrt

Freitag ging es wie geplant, auf die lange Fahrt. Von Limbe bin ich zusammen mit Janna und Jannas Schwester Lisa nach Yaoundé gefahren. Für die Strecke mit einer Länge von etwa 260 km haben wir insgesamt etwa 6 Stunden gebraucht. Zwischen Douala und Yaoundé wollte dann ein Kameruner chinesische „Wundermittel“ verkaufen und hat den ganzen Bus mit seiner durchdringenden Stimme unterhalten. An eine ruhige Busfahrt war nicht zu denken. Immer wenn er mit einer Produktanpreisung fertig war, habe ich mich gefreut, doch schon ging es mit dem nächsten Produkt weiter bis wir fast in Yaoundé ankamen. Mit dem Taxi ging es zum Bahnhof, wo reges Treiben herrschte. Schon als wir im Taxi anrollten liefen einige Männer leben dem Taxi her und hielten uns irgendwelche Karten ins Auto, die wohl zeigten, dass sie autorisierte Gepäckträger sind. Doch nichtsdestotrotz wollten sie direkt unser Gepäck nehmen, ohne irgendwelche Fragen und das Aushandeln eines Preises. Das ging alles ziemlich schnell, doch ich konnte mein Gepäck noch selbst nehmen. Am Bahnhof in der Wartehalle der ersten Klasse, waren bereits die anderen Freiwilligen da. Insgesamt waren wir eine Gruppe von 10 Leuten. Die Suche nach etwas zu essen fiel nicht schwer. Auf dem Vorplatz angekommen, kamen direkt drei, vier Kameruner mit kleinen Tischen angelaufen und machten uns ohne groß zu fragen, Avocadosandwichs. In einer ungehörigen Geschwindigkeit machten sie die Sandwichs und am Ende hatten wir drei Baguette mit Avocados, für einen ziemlich stolzen Preis. Aber irgendwie schien dort alles bereits deutlich teuerer zu sein. Selbst die Wasserpalette hatte mit 3000 CFA (2000 Normal) einen stolzen Preis.
Endlich fuhr auch der Zug ein. Er wollte kaum enden, so viele Wagen hatte er.


In kurzer Zeit setzte sich die Menge im Bahnhofsgebäude mit den riesigen Taschen in Bewegung und bevölkerte den Bahnsteig. Wir hatten Liegewagen in der 1. Klasse gebucht. Diese waren ziemlich gut und hatten europäischen Standard. Immer noch strömten weitere Menschen in den Zug und ich weiß nicht, wie sie dort alle reingepasst haben. Pünktlich um 18:10 Uhr setzte sich der Zug ruckartig in Bewegung. Es ging durch einige Stadtviertel. Doch von der Großstadt Yaoundé ist ziemlich schnell nichts mehr zu spüren. Stattdessen kommt eher dörfliche Atmosphäre auf. An den Seiten stehen kleine Holzhütten und die Menschen arbeiten. Direkt an den Gleisen winkten Kinder und spielten Fußball.
Nach nicht allzu langer Fahrt hält der Zug auch schon wieder an einem kleinen Dorfbahnhof. Auf dem Bahnsteig laufen Kinder und Frauen auf und ab und verkaufen Obst, Gemüse, Wasser und ähnliches. Es entsteht eine große Geräuschkulisse, weil jeder wie eine Leier ruft, was er verkauft. So hört man: Anana bien sucré, Anana bien sucré oder Mange, Mange, Mange etc. Gleichzeitig werden auch noch einige große Säcke und Pakete in die Gepäckwagen verladen. Anschließend geht es weiter. Immer wieder tauchen kleine Dörfer auf und wir halten an.
Sonderlich gut schlafe ich die Nacht nicht, da der Zug ziemlich laut ist und auch immer wieder ruckelt.
Am nächsten Morgen hat sich die Landschaft komplett verändert. Ich kann kaum glauben, dass ich immer noch in Kamerun bin, so anders ist alles. Es ist deutlich trockener geworden und es gibt weniger Bäume. Immer wieder tauchen kleine Lehmhütten mit Strohdächern auf, die kleine Dörfer bilden.


Von Industrialisierung ist hier kaum etwas zu sehen. Nur die Eisenbahnstrecke und die vorbeiführenden Strommästen zeugen davon. Auch hier gibt es wieder einige Halte. Allerdings wird kaum noch Obst verkauft, stattdessen ist eine Art Honig, der in Flaschen verkauft wird, vorherrschend.
Direkt im Zug bieten Verkäufer von vielen verschiedenen Busunternehmen bereits Tickets nach Maroua an. In diesem Bereich ist das Serviceangebot schon sehr gut entwickelt. Nach über 15 Stunden Fahrt für 520 km (Durchschnittsgeschwindigkeit von sage und schreibe 35km/h, mit dem ICE wären es weniger als 3 Stunden) kommen wir in Ngaoundéré an. Von dort geht es direkt zu den Bussen. Unser Busunternehmen scheint ziemlich gut zu sein, zumindest sehen die Busse relativ neu aus. Allerdings ist kein Platz zum Bewegen vorhanden. Das Gepäck wird aufgeladen und relativ schnell geht es los. Die Straßen sind erstaunlich gut, doch nichtsdestotrotz brauchen wir etwa 7 für die 570 km nach Maroua (immerhin doppelt so schnell wie der Zug). Nach 2 Tagen fast durchgehender Fahrt sind wir Samstagabend endlich in Maroua angekommen. Eigentlich hatten wir geplant direkt am Sonntag weiter in den WAZA Nationalpark zu fahren. Doch diese wäre noch mal ein fahrt gewesen und so sollte Sonntag erstmal ein wenig zum Erkunden Marouas genutzt werden.

2. Teil: Ein Tag in Maroua

Das Hotel war für den günstigen Preis in Ordnung. Es war sauber und es gab fließend Wasser. Maroua selbst wirkt insgesamt noch relativ dörflich und es herrscht eine sehr ruhige Atmosphäre Aufgrund des vorherrschenden Islams wirkt es teilweise ziemlich arabisch bzw. türkisch. Auf dem Markt ist es deutlich ruhiger als in Buea oder Bafoussam. Man wird kaum als Whiteman gerufen, sondern kann sich relativ entspannt umschauen. Ganz anders sieht es auf dem naheliegenden Kunstmarkt aus. Dort wird man von allen Seiten zu sich gerufen und als guter Freund natürlich auch ein „bon prix“ (mit dem maximalen Profit für den Händler) angeboten. So ist es dort schwierig und nervenaufreibend erstmal nur zu gucken. Überall soll man direkt etwas kaufen. Immer wieder heißt es auch, dass sie das Geld brauchen, um etwas zu essen für die Familie kaufen zu können. Man merkt auch deutlich, dass die Menschen dort insgesamt ärmer sind als im südlichen Teil Kameruns. Die Menschen und insbesondere auch die Kinder sind überwiegend relativ dünn. Darüber hinaus findet man viele Bettler und bettelnde Kinder.

3. Teil: Im WAZA-Nationalpark

Montagfrüh geht es zum WAZA Nationalpark. In Maroua haben wir uns ein etwas besseres „Buschtaxi“ mit Vierradantrieb gemietet, mit welchem wir nach WAZA sowie im Park fahren konnten. Um 6 Uhr (pünktlich) hat uns der Fahrer Robert abgeholt und mit unserm Gepäck und 15 Paletten Wasser ging es auf den Weg nach WAZA. Die Straße war zwar geteert, aber immer wieder durchsetzt von Schlaglöchern, die ich auf meinem Superplatz in der letzten Reihe ordentlich gespürt habe. Doch schon nach 2 ½ Stunden Fahrt kommen wir in WAZA an. Bereits vorher sehen wir die ersten Affen, die an der Seite der Straße spielen und bei unserem Näherkommen schnell in den Weiten verschwinden.



In der Unterkunft im Campement de Waza haben wir gute Zimmer bekommen, die trotz enormen Außentemperaturen auch ohne Klimaanlage relativ kühl waren. Nach kurzer Pause geht es in den Park. Am Eingang gesellt sich unser Guide Moussa zu uns. Die ersten Tiere, die wir im Park sehen, finden wir an einer der Wasserstellen. Diverse Vögel, wie Störche bekommen wir zu Gesicht.


Es ist immer wieder erstaunlich, wenn man urplötzlich wieder an einer Wasserstelle ankommt, wo sich das Leben versammelt. Auch, dass es dort überhaupt noch Wasserstellen gibt, finde ich bemerkenswert, wobei einige Wasserstellen in der Trockenzeit auch mit Tankwagen befüllt werden damit die Tiere genügend Wasser haben.
Doch die ganze Landschaft wird dominiert von der Trockenheit. Der Boden zeigt vor lauter Trockenheit tiefe Risse und das einzige Grüne sind die Bäume und größeren Sträucher.


Alles andere wie das Gras ist vertrocknet und verdörrt. Immer wieder trifft man auch auf Flächen, wo das trockene Gestrüpp abgebrannt ist.
Im weiteren Verlauf sehen wir immer mehr unterschiedliche Tiere. So treffen wir Warzenschweine, Antilopenherden, Gazellen und schließlich auch Giraffen an. Diese stolzieren Stolz durch den Park bzw. flüchten vor uns oder anderen Gefahren. Das Rennen der Giraffen ist sehr lustig anzuschauen. Wirklich begreifen, dass man die Tiere in freier Wildbahn sieht, kann ich noch nicht. Im gewissen Sinne ist das Prinzip des Zoos auch nur umgedreht. Statt der Tiere sind nun wir nun im Auto eingesperrt und schauen uns die Tiere an. Doch glücklicherweise gibt es auf unserem Auto eine „Dachterrasse“. So können wir uns auf den Gepäckträger setzen, auf dem normalerweise das Gepäck hoch gestapelt wird und das Auto teilweise höher als lang ist. Von diesem Platz hatte man eine grandiose Übersicht. Doch gerade in der Mittagszeit musste man dort mit der Sonne ziemlich aufpassen.

Ein Warzenschwein

Eine Antilope

Eine Giraffe

Eine Gazelle

Ein Raubvogel mit seiner Beute

Nach 6 Stunden im WAZA Park und der grandiosen Möglichkeit einer Giraffe beim Trinken zuzuschauen, sind wir zurückgefahren.


Im Dorf WAZA haben wir uns noch erfrischende Getränke und Proviant für den morgigen Tag gekauft. Dabei haben die Kinder des Dorfes unseren Bus sofort belagert und nach leeren Flaschen abgesucht. Beim herausgeben dieser haben sich die Kinder um die leeren Flaschen gestritten und dabei sich auch gegenseitig geschlagen, um anschließend für die leere Flasche einen Beignet (ein kleines in Fett gebackenes Teigbällchen) zu bekommen.
Zurück im Hotel hieß es ausruhend, obwohl wir fast ausschließlich im Auto saßen und körperlich nichts gemacht haben, hat die Hitze ziemlich angestrengt. Nach einem guten Abendessen, welches wir beim Centre d’accueil am Eingang des Parks gegessen haben, ging es relativ früh ins Bett. Für den morgigen Tag ist eine frühe Fahrt in den Park angedacht, um evtl. Löwen sehen zu können.

Auf der Suche nach den Löwen fahren wir gegen 6 Uhr in den Park. Unser Guide sucht ruhig und konzentriert nach Spuren, um den Löwen evtl. zu finden. Immerhin soll es in dem ganzen Park etwa 150 Löwen geben. Doch statt diesen sehen wir nur jede Menge Rebhühner, die überall herumlaufen, was ziemlich bescheuert aussieht. Ansonsten scheint die Sonne sehr schön.


Jetzt am Morgen ist es auf dem Dach sehr angenehm, gerade auch mit dem Fahrtwind. Ansonsten sehen wir wieder Antilopen, Giraffen und verschiedene Vögel. Doch ansonsten ist der Tag nicht sonderlich erfolgreich. Die Suche nach Elefanten und Löwen ist nicht erfolgreich und auch sonst sehen wir insgesamt eher wenige Tiere. In der Mittagszeit kehren wir für eine Mittagspause ins Hotel zurück, doch auch am Nachmittag haben wir kein Glück mit Elefanten. Unser Führer macht zwar welche aus. Doch leider sind sie in einer nicht erreichbaren Gegend, sodass es, ohne Elefanten gesehen zu haben, zurück ins Hotel geht. Dafür, dass dies der letzte im Waza Park geplante Tag war, ist es ziemlich enttäuschend. Doch wir entscheiden uns auch am Mittwoch noch mal durch den Park zu fahren zum See Maga zu fahren, wo man Nilpferde sehen kann. Der Weg durch den Park soll dabei deutlich schneller gehen, als außen herum.
So geht es Mittwoch noch mal in den Park und gleich zu beginn sehen wir sehr viele Tiere. Insbesondere die Giraffen zeigen sich sehr oft und teilweise bis zu 16 Tiere. Ansonsten zeigen sich an den Wasserlöchern leider keine Elefanten. Doch unser Guide Moussa hat im Gestrüpp welche ausgemacht. Wir versuchen uns ihnen zu nähern. Doch die Strecke ist so schlecht, dass der Bus dort nicht weit kommt und meine Wirbelsäule ist auch bereits deutlich zusammengestaucht. Doch bei einem Halt, können wir Elefanten in einiger Entfernung sehen. Ein kleines Stück können wir uns noch nähern. Doch leider sind sie größtenteils in dem hohen Gestrüpp versteckt und man kann sie nur erahnen. Trotzdem ist es nett sie beim Fortbewegen zu sehen, insbesondere wenn plötzlich einer der Rüssel aus dem Gras ragt. Besonders Fotofreundlich waren das Umfeld in dem sich die Elefanten befanden leider nicht. Und so habe ich nur einige Bilder, bei denen man die Anwesenheit der Elefanten erahnen kann.


Nach dem Sehen der Elefanten ging es weiter Richtung See. Die geplante Dauer von 2 ½ Stunden zum See war schon lange überschritten. Doch wir haben wohl für die Elefanten noch einen Umweg gemacht. So sind wir erst um 14 Uhr nach 6 Stunden Fahrt dort angekommen.
Mit einer nicht sehr vertrauenerweckender Piroge (durch den Boden kam bereits Wasser durch Ritzen, welche notdürftig mit Stoff und kleinen Holzkeilen gestopft wurden) ging es auf die Fahrt zu den Nilpferden. Obwohl diese relativ gefährlich sein sollen, habe ich mir gedacht, dass sie diese Bootstouren nicht machen würden, wenn es gefährlich wäre. Doch die Frage, ob schon mal etwas passiert sei, beantwortet unser Bootsführer mit Ja. Sämtliche Geschichten bekomme ich in der ersten Reihe nicht mit. Zwischen den lokalen Fischern und den Nilpferden gibt es wohl keine Probleme. Doch es gibt wohl immer wieder „Weiße“ als Jagdtouristen, die die Nilpferde erschießen und es diesem Grund kann (und ist wohl auch schon vorgekommen, dass die Nilpferde angreifen. Die Riesenkolosse mit den riesigen Mäulern, die man über Wasser sieht, sind schon beeindruckend und nicht zu unterschätzen.



Doch irgendwie habe ich auch nach diesen Geschichten keine große Angst. Doch da andere große Angst haben, beenden wir die Fahrt bereits nach einer halben Stunde und haben so zumindest unser Leben sicher.
Von dort geht es auf einer Piste zurück nach Maroua, wo wir vor Einbruch der Dunkelheit wieder in dem Hotel ankamen, wo wir auch die ersten beiden Nächte geschlafen haben. Der Safariteil unserer Tour war damit beendet. Nun sollten noch Maroua und Ngaoundéré auf dem Programm stehen.

4. Teil: Erneut in Maroua

In Maroua haben wir erneut den Markt und den Kunstmarkt bevölkert und ansonsten auch das Miam Miam Glou Glou ein relativ gutes Restaurant. Allerdings scheint dieses wieder mal fast ausschließlich von „Weißen“ frequentiert zu werden. Am Donnerstagnachmittag habe ich zusammen mit Niels den 730m hohen Hosséré Maroua erklommen. Nach dem Mount Cameroon war das kein Problem mehr, wobei ich bei der Hitze ziemlich schnell geschwitzt habe. Zwei Jungen haben sich uns angeschlossen und uns den Weg gezeigt haben Statt einer im Reiseführer genannten Zeit von 1 ½ Stunden für den Aufstieg, waren wir schon nach einer halben Stunde beim Gipfel angelangt. Von dort hatte man einen guten Ausblick über Maroua, was von oben erstaunlich grün aussah. Während ringsherum fast nur trockene Erde zu sehen war, gab es in Maroua jede Menge grüne Bäume.





Ein Teil der Gruppe fuhr bereits am Freitag nach Ngaoundéré, um dort rechtzeitig die Zugtickets zu kaufen und sich noch einen Tag dort umzuschauen. Ich bin noch in Maroua geblieben und hatte dort einen nicht besonders spannenden Tag. Wie die Vortage in Maroua bin ich noch mal auf dem Markt gewesen.

5. Teil: Die Rückfahrt

Samstag früh um sechs Uhr sollte unser Bus fahren. Wir hatten extra vorher reserviert und Tickets gekauft. Doch entscheidend dafür, welchen Bus man bekommt, ist der Zeitpunkt der Abgabe der Tickets am Morgen. So kam es, dass wir erst in den zweiten Bus kamen, der Glücklicherweise direkt nach dem ersten kam. Den Sinn und Zweck einer Reservierungsmöglichkeit bzw. dem vorherigen Kauf von Tickets hat sich mir allerdings nicht erschlossen. Völlig eingepfercht ohne irgendwelche Bewegungsfreiheit, ging es nach Ngaoundéré. Doch schon nach kurzer Zeit hatten wir eine Reifenpanne. Doch darin sind sie hier sehr routiniert. So mussten alle aussteigen und nach 10 Minuten konnte es auch schon wieder weitergehen. In Garoua (kurz vor der Hälfte) hatten wir noch eine kurze Zwischenstation, ehe es weiter ging. Auf der sehr gut ausgebauten Straße hat man immer wieder verunglückte LKWs gesehen, die von der Straße abgekommen sind, sich überschlagen haben oder ausgebrannt sind. Sonderlich vertrauenerweckend wirkte dies nicht. Nach 7-stündiger Fahrt sind wir endlich in Ngaoundéré angekommen. Tickets hatten die anderen noch nicht bekommen. Die Liegewagenabteile waren bereits ausgebucht und so haben wir nun Sitzplätze in der 1. Klasse gekauft. Dort gab es immerhin großzügige Beinfreiheit und reservierte Plätze. Ganz anders sah es in der 2. Klasse aus, wo sich die Menschen wie Hühner reingezwängt haben. Auf dem kompletten Mittelgang standen die Menschen für die gesamte Zugfahrt von 15 Stunden.
Immer wieder halten wir an kleinen Bahnhöfen, wo Dorfbewohner ihre Waren verkaufen. Selbst nachts um 2 Uhr stehen die Frauen und kleinen und größeren Kinder auf dem Bahnsteigen und verkaufen ihre Produkte und das jeden Tag, bzw. besser gesagt jede Nacht.
Am Morgen nach 15 Stunden Fahrt sind wir wieder in Yaoundé angekommen. Am Busbahnhof stand der Bus nach Limbe noch. Er war allerdings schon voll. Da der nächste direkte Bus erst um 14 Uhr fuhr sind wir erst nach Douala gefahren und von dort mit dem Buschtaxi nach Limbe und Buea, wo ich am Nachmittag angekommen bin.
Dort holte mich die Realität von Buea wieder ein. Wie sollte es anders sein, gab es natürlich kein fließend Wasser. Was für ein paradox. Während wir im trockenen Norden fast durchgängig fließendes Wasser gab, ist es im feuchten Buea (wo es die letzte Woche viel geregnet hat) die Ausnahme, dass es Wasser gibt.
In Buea sind jetzt erstmal Ferien für die Kinder und so habe ich auch einen etwas anderen und sehr freien Arbeitsplan.
Es war eine klasse Tour und sehr interessant auch mal diesen ganz anderen Teil Kameruns zu sehen.

Ich hoffe Euch geht es allen gut.
Freue mich von Euch zu hören
Viele Liebe Grüße
Jannik

Montag, 16. März 2009

Die Mountain Tour

Der 1. Tag, Freitag, 13.März 2009

Freitag der dreizehnte sollte nichts gutes erwarten. Nichtsdestotrotz haben wir (Nathan, Lea und ich) uns Freitag morgen auf den Weg gemacht. Für 4 Tage sollte es auf den Mount Cameroon gehen. Mit gepackten Rucksäcken ging es um 7 Uhr zum Büro von UAC, wo unser Guide uns abholt. Dabei hatte mein Rucksack mindestens die doppelte Größe von Leas oder Nathans und wog mindestens 10kg., was mir ein schlechtes Gefühl gab. Warum brauche ich soviel mehr auf dem Berg als die anderen und werde ich es mit diesem ganzen Gepäck schaffen. Doch mein Schlafsack und meine Kameraausrüstung brauchten einfach ihren Platz und ich war froh, dass wenigstens der Guide einen großen Rucksack bei sich hatte. Mit unserem Gepäck, welches neben unseren Rucksäcken auch noch jeweils 2 Paletten Wasser enthielt, ging es mit dem Taxi zum alten Bankgebäude. Dort haben wir unsere Träger getroffen, die eine ziemlich schlechte Ausrüstung hatten und den Berg mit Flipflops besteigen. Auch Rucksäcke haben sie nicht und stattdessen transportieren sie das Gepäck (also unser Wasser) in Gewebesäcken auf dem Kopf.
Wir starten erstmal ohne unsere Träger nur mit unserem Guide. Ein etwas schlechtes Gefühl habe ich dabei schon, da sie alle unsere Wasservorräte haben. Doch unser Guide beruhigt uns, dass sie bald kommen werden und sowieso schneller als wir sind. Auf geht’s also. Die ersten Wege sind sehr gut zu begehen und auch meinen Rucksack merke ich kaum. Trotzdem fangen wir sehr schnell an zu schwitzen und nach einer ¾ Stunde Laufen sehnen wir uns nach Wasser, doch die Träger sind nicht zu sehen. So machen wir eine Pause und der Guide sucht nach den Trägern, während wir uns die Zeit mit „Arschloch“ Spielen. Wofür geht man nicht alles auf einen Vulkan ) Nach mehr als einer Stunde kommt endlich unser Guide mit den Trägern an und wir können endlich das ersehnte Wasser genießen. Der Grund für die Verspätung war, dass einer der Träger keinen Sack hatte, indem er unser Wasser und seine Sachen transportieren konnte. Nach dieser ungeplanten Pause ging es weiter bis zur 1. Hütte.


Um uns herum war beeindruckender Regenwald mit riesigen Bäumen, die leider nicht auf Fotos passten.


In der 1. Hütte waren wir schon ziemlich durchgeschwitzt und der Weg sollte noch deutlich länger werden. Nach einer Pause für die das Schwarzbrot aus Deutschland mit dem Tartex ein Segen war, ging es weiter. Kurz nach der 1. Hütte, kam uns eine Gruppe junger Amerikaner entgegen, die die Tour abgebrochen haben, weil es ihnen zu schwierig war. Etwas beunruhigt gingen wir weiter und nach einer weiteren ¾ Stunde erreichten wir die Baumgrenze. Dabei trafen wir auch eine weitere Gruppe, deren Führer mit uns allen einen traditionellen Tanz machte, um den Gott des Berges gut zu stimmen. Während der Guide irgendwas in seinem Dialekt sprach, sollten wir mit Fahnenähnlichen Blättern auf die Oberschenkel, den Bauch und den Kopf schlagen und letztlich die Blätter wegwerfen. Anschließend ging es weiter. Nun nicht mehr auf Waldboden, sondern Savanne mit Grasbüscheln und Steinen. Unsere Träger waren immer noch hinter uns und wir hatten unsere Wasservorräte an der neuen 1 Hütte fast komplett aufgebraucht. Die Wege waren so anstrengend, dass wir durchgängig geschwitzt haben. Doch unsere Träger waren nicht in Sicht. Unser freundlicher Guide hat allerdings die andere Gruppe gefragt, die uns 3 Flaschen Wasser geliehen haben, was insbesondere deren Träger gefreut hat. Das nächste Stück sollte das schwierigste werden. Ziemlich steil ging es immer höher. Leider war ich nicht sonderlich gut vorbereitet und hatte einen Wanderstock vergessen. So waren meine Beine meine einzige Stütze und es gab einige Momente, wo ich im letzten Augenblick noch das Gleichgewicht wiedergefunden habe und einen Fall verhindert. Man musste wirklich sehr vorsichtig sein, nicht auf loses Geröll zu treten und dann wegzurutschen. Unsere nächste Zwischenetappe, war der Magische Baum, der auf dieser Höhe ziemlich alleine steht und magisch genannt wird, weil ab dieser Höhe immer ein Wind weht.


Alle waren wir schon ziemlich fertig, doch die 2. Hütte, die unsere Übernachtung für die Nacht sein sollte war noch nicht zu sehen. So hieß es weiter steigen. Die Schritte fielen zunehmend schwerer und nach einer weiteren Stunde sind wir völlig unvermittelt an der 2. Hütte angekommen. Eine Hütte aus Wellblech mit drei Räumen, welche alle mit einem Podest ausgestattet sind, auf dem man schlafen kann. Leider musste ich dort auch feststellen, wie schlecht es mit dem Umweltbewusstsein aussieht. Zwei verrostete Metalltonnen quollen über vor lauter Müll, der sich ringsherum ansammelte. Auch an den anderen Hütten bot sich ein ähnliches Bild.
Wir hatten einen eigenen Raum für uns drei. Später sind glücklicherweise auch unsere Träger mit unserem Wasser angekommen. Es ist für mich unglaublich, wie sie den Weg mit Flipflops und Gepäck auf dem Kopf zurückgelegt haben, während ich teilweise Schwierigkeiten mit guten Wanderschuhen und Rucksack hatte.
Unser Guide kümmerte sich jedoch gut um uns, machte uns warmes Wasser, damit wir unsere Instant Nudeln machen konnten und kochte uns später Reis in der Feuerholzküche. Leider schmeckte der Ketchup, den wir dafür gekauft hatten ziemlich schlecht und so aßen wir nur, um morgen genügend Kraft für den nächsten Teil zu haben. Wie hier üblich wurde es schon relativ früh gegen 18:30/19 Uhr dunkel. Während man den ganzen Tag nichts von Buea sah, konnte man nun (dank funktionierender Stromversorgung) die Straßenlaternen der Hauptstraße von Buea sehen, die ich mehr oder weniger gut auch auf einem Foto einfangen konnte.


Relativ früh sind wir ins Bett (wenn man dieses so nennen kann) gegangen, haben noch ein wenig Karten gespielt und anschließend versucht einzuschlafen. Eine sonderlich bequeme Nach sollte uns nicht erwarten. Mit dem Schlafsack auf dem Holz ist es ziemlich hart, es war ziemlich kalt, der Wind pfeifte und auch Mäuse gab es zuhauf. Eine amerikanische Freiwillige, die die Mountain Tour bereits gemacht hatte, erzählte uns, dass sie diese sogar im Gesicht hatte. So war für mich nicht ans Einschlafen zu denken. Von einer Seite auf die andere und zurück habe ich mich gedreht. Doch innerhalb kurzer Zeit taten jeweils die Knochen weh. Immer wieder schaute ich auf die Uhr, doch die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Irgendwie klappte es dann doch.

Der 2. Tag, Samstag der 14. März 2009

Unser Guide hatte die Abmarsch auf 6:30 Uhr festgesetzt und so weckte er uns gegen kurz nach 6 Uhr. Ich hatte nicht das Gefühl in der Nacht mal ein oder 2 Stunden am Stück geschlafen zu haben. Doch ich fühlte mich erstaunlich fit. Wir hatten genügend Zeit um unser Frühstück einzunehmen, welches wie das Abendbrot aus Instantnudeln bestand. Nach dem Packen der Sachen ging es auf die 2. Etappe, die uns zum Gipfel und dann weiter zum Camp Mainspring führen sollte. Warm angezogen mit Pullover ging es weiter auf ähnlichen Wegen, wie dem letzten Teil des gestrigen Tages. Allerdings war der Wind extrem unangenehm. Schlecht ausgerüstet, wie ich war, hatte ich weder Mütze noch Handschuhe. Mit dem Kapuzenpullover und zweckentfremdeten Socken als Handschuhe ging konnte ich das Aufwiegen. Doch der kalte wehende Wind hat meine Nase zum Laufen gebracht und relativ schnell war diese Wund. Der Weg war lang und eintönig. Die andere Gruppe, die später losgegangen war, überholte uns bald und wir versuchten uns langsam den größtenteils ziemlich steilen Weg durch die Savanne zu bahnen.



Doch insbesondere Nathan und Lea fiel der Weg sehr schwer. Wir schwitzten ordentlich und brauchten immer wieder Pausen. Nach einigen Stunden sind wir gegen 11 Uhr endlich ziemlich erschöpft in der dritten Hütte auf 3740 Metern angekommen.


Von dort konnten wir endlich die Gipfel des Berges sehen. Nach einer Pause ging es auf dem Weg zum Gipfel.


Die Träger nahmen einen anderen Weg, um uns später an einer Kreuzung wieder zu treffen. Dies sollte uns zum Verhängnis werden, denn die geplante Tour hätte vom Gipfel noch 5/6 Stunden gedauert und dies war für Lea und Nathan (wahrscheinlich auch für mich mit meinem großen Rucksack) nicht mehr möglich und so entschieden wir nach dem Erreichen des Gipfels den gleichen Weg wieder zurückzugehen und in der neuen Hütte in der Savanne zu schlafen. Dadurch hatten wir allerdings ein Wasserproblem. Unsere Träger waren mit unserem Wasser bereits in eine andere Richtung aufgebrochen und so hatten wir jeder nur eine Flasche. Für die nächsten 1 ½ Tage deutlich zu wenig. Doch erstmal ging’s zum Gipfel, der nicht besonders spektakulär war.


Blick auf den Gipfel
Ein zerbrochenes verrostetes Schild mit der Aufschrift Sumit, wobei ein m bereits verlorengegangen ist.


Ansonsten versank die Umgebung in den Wolken


Mit meinem großen Rucksack hatte ich den Mount Cameroun erklommen


Sehr stark war der Wind auf dem letzten Teilstück und auch auf dem Gipfel Teilweise hatte ich das Gefühl, dass der Wind mich mitsamt meinem Rucksack wegweht. Dabei meinte unser Führer, dass der Wind durchaus doppelt so schnell (bis zu 150 km/h) wehen kann. Bei diesen Geschwindigkeiten stelle ich mir das Erklimmen des Gipfels lebensgefährlich vor.
Der Abstieg erwies sich als äußerst schwierig. Er war zwar körperlich nicht so anstrengend, wie der Aufstieg, doch gerade ohne Wanderstock ging es sehr auf die Gelenke und die Zehen.


Langsam und mit vielen Pausen bahnten wir uns den Weg nach unten. Die Zeit verging und die 2. Hütte war nicht in Sicht. Endlich nach 2 ½ Stunden langsamen Laufens mit vielen Pausen kamen wir am späten Nachmittag bei der zweiten Hütte an. Doch unser Führer wollte noch weiter bis zur nächsten Hütte, weil in der zweiten Hütte schon über 30 Leute nächtigen. Er gab die Zeit bis zur nächsten Hütte mit 1 Stunde an, was in seinem Tempo vielleicht möglich gewesen wäre. Doch wir hätten mindestens doppelt so lange gebraucht. Unsere Beine ließen dies nicht mehr zu und da es in 1,5 Stunden dunkel sein würde und der Weg auch ziemlich steil war, wollten wir bleiben, wo wir waren.
So organisierte uns der Führer eine (sogar ziemlich gute) Übernachtungsmöglichkeit in einem der drei Räume. An ein Abendbrot war nicht zu denken. Wir hatten schon zu wenig Wasser für den Abstieg und konnten dieses nicht zum kochen verwenden. So gingen wir relativ früh mit ein paar Keksen als Abendbrot ins Bett.

3. Tag Sonntag, 15. März 2009

Die Nacht war deutlich besser als die erste, obwohl dort so viele Menschen schliefen und wir nicht damit gerechnet hatten, dass es Ruhe gibt. Sogar unter uns im Heu schliefen einige Träger. Heute stand der Abstieg auf dem Programm. Von der 2. Hütte auf 2800 Metern sollte es bis zum alten Bankgebäude auf 1000 Metern gehen. Unser super Guide hat für uns noch einige Flaschen Wasser aufgetrieben, sodass wir zum Frühstück Instant Nudeln essen konnten. Nicht das Beste, aber immerhin hatten wir etwas im Magen. Anschließend ging es los. Die Temperaturen waren angenehm, da die Sonne hinter den Wolken versteckt war. So hielt sich auch das Schwitzen und damit unser Wasserverbrauch in Grenzen. Das erste Stück bis zur neuen 1. Hütte war das schwierigste. Es ging steil bergab und es erforderte gehörigen Kraftaufwand und Konzentration, die Füße immer an die richtige Stelle zu setzen. Nach diesem Stück war ich froh, dass wir diesen Weg nicht mehr am gestrigen Tag gemacht haben. Wir hätten ihn nicht geschafft. Von der neuen Hütte hatten wir immer kleine Etappenziele. Erst kam die Baumgrenze und kurze Zeit später waren wir an der ersten Hütte. Von dort waren es noch mal 2 schwierige Stunden im Regenwald. Dort waren die Wege Gott sei dank nicht mehr so steil.


Zwischendurch schien es so, als wenn es zu regnen anfangen würde, doch es blieb bei einigen Tropfen. So konnten wir mit schmerzen verbunden das letzte Teilstück zurücklegen und sind glücklich, dass wir alles heil geschafft haben, am Ausgangspunkt angekommen. Es ist alles etwas anders gekommen, als wir es geplant hatten (aus 4 Tagen sind 3 geworden und auch Elephanten haben wir nicht gesehen), doch es ging einfach nicht anders. Zurück in unserem Haus fing es am Nachmittag auch noch ordentlich an zu regnen und nun waren wir froh, nicht noch auf dem Berg zu sein. So wurde aus der geplanten 4 eine 3 Tagestour, was aber auch genug war. Dabei war unsere Dreitagestour deutlich anstrengender als normalerweise. So trugen wir außer dem Wasser all unsere eigenen Sachen sogar bis zum Gipfel. Darüberhinaus hatten wir noch mit dem Wasser- und damit verbunden dem Essensproblem zu kämpfen. Hätten wir von vornherein eine Dreitagestour geplant wäre vieles einfacher gewesen. Doch auch wenn die Glieder am Tag danach noch etwas schmerzen, muss ich sagen, dass ich diese Bergtour gut fand. In Bezug auf die Organisation hätten wir sicherlich noch einiges besser machen können, was die Tour einfacher gemacht hätte. So vermisste ich unter anderem einen Wanderstock und auch beim Essen fehlte Obst und Gemüse.
Jetzt hoffe ich, dass sich meine Glieder schnell wieder erholen und ich am Freitag ohne Schmerzen die Tour in den Norden und den Waza Nationalpark antreten kann.
Viele Liebe Grüße
Jannik