Freitag, 17. Juli 2009

300 Tage in Kamerun

Hallo ihr alle,

Heute ist der 300. Tag in Kamerun und mir verbleiben weniger als 55. Tage.

Die Wochen vergehen hier wie im Fluge und in den letzten Wochen ist insgesamt doch eine ganze Menge passiert. So werde ich heute über die folgenden Ereignisse berichten.

  1. den Kurztrip einiger Freiwilligen nach Yaounde,
  2. den Start des One Laptop per child Programms
  3. das Sommerferienprogramm,
  4. einen Ausflug zum Lake Barombi Mbo nahe Kumba
  5. den Kurztrip nach Bamenda

1. Die letzten Wochen haben wir hier einiges gemacht. Bevor die 100 Laptops hier nach Buea kommen konnten, gab es noch einige Probleme mit dem Zoll. Für die Geräte sollte ein Millionenbetrag (in örtlicher Währung) bezahlt werden (einige tausend Euro). Um diesen zu umgehen, wurde extra eine gemeinsame Reise nach Yaounde geplant, damit eine Präsentation des Laptop-Programms den zuständigen Abteilungsleiter von der Gemeinnützigkeit des Projekts überzeugt. Da hier in Kamerun alles ziemlich zentralisiert ist, muss man dazu in die Hauptstadt nach Yaounde fahren. Schließlich sind die Laptops als Überraschung doch schon vorher gekommen. Ein Treffen von unserem Chef und irgendwelche Kontakte in den Regierungsreihen haben ausgereicht, um von den Zollzahlungen befreit zu werden. Den Trip nach Yaounde haben wir trotzdem gemacht und es war, auch wenn es kurz war, wirklich gut. Nach Ziemlich genau 9 Monaten bin ich wieder dort angekommen, wo ich meinen Freiwilligendienst angefangen. Diesmal war es nicht das Einleben in das kamerunische Leben, sondern vielmehr die Suche nach etwas Abwechslung, insbesondere im Bereich der Speisen. So sind wir in den zwei Tagen, wo wir dort waren, zweimal in ein sehr leckeres Restaurant mit italienischen Speisen gegangen, wo es Pizza aus dem Steinofen und leckere Nudeln mit verschiedenen Soßen gab. Ich kann es gar nicht glauben, wie sehr ich das europäische Essen oder vielmehr die deutlich größere Speisenvielfalt vermisse. Auch ein Eis gab es in Yaounde endlich wieder, mein zweites in Kamerun und das bei den unglaublich heißen Temperaturen. Auch die Bäckereien in Yaounde glichen Paradiesen. Es gibt nicht nur Baguette und einige ansonsten gleich schmeckende Gebäcke, sondern auch Graubrot und unglaublich aussehende Torten. Zu guter letzt gibt es in den zahlreichen Supermärkten große Auswahl und nach 10 Monaten habe ich etwas Käse genossen.

Ein weiteres Ausflugsziel war der Kunstmarkt in Yaounde, bei dem ich mich mit weiteren Souvenirs eingedeckt habe. Ein ruhiges Stöbern sollte man nicht erwarten. Stattdessen wurde man von allen Seiten gerufen und in die einzelnen Shops geradezu gezogen. Überall war man ein Freund, dem man „un bon prix“ geben wird, der wohl eher für den Händler einen größtmöglichen Gewinn bringt, als ein wirklicher Freundschaftspreis ist. Trotz teils längeren Verhandlungen mit guten Preisen habe ich innerhalb kürzester Zeit einiges an Geld ausgegeben. Die Rückfahrt war der unangenehmste Teil der ganzen Reise. Hatten wir auf dem Hinweg wenigstens einen normalgroßen Reisebus, wo wir jeder unseren eigenen Sitz hatten, haben wir die Rückfahrt zusammengequetscht in einem kleinen Bus verbracht. Ein Bewegen in welche Richtung auch immer, war nicht möglich. Einzig Platz nach oben gab es reichlich, auch wenn ich diesen liebend gerne in Platz in irgendeine andere Richtung getauscht hätte.


2. Zurück in Buea folgte der Start des Ferienprogramms mitsamt den Laptops. Am Montag gab es eine große Eröffnungsveranstaltung mit dem zuständigen Delegierten für Grundschulbildung für die Süd-West- Region, dem Bürgermeister von Buea und einigen weiteren Verantwortlichen. Auch das Fernsehen war anwesend. Der interessantere Teil war der Start des eigentlichen Programms am Mittwoch. 100 Kinder sind am Vormittag gekommen, um mit den Laptops zu arbeiten. Die Registrierungsphase hat kaum etwas gebracht. Von den registrierten Kindern, war kaum eines anwesend. Genug Kinder gab es trotzdem. Seit nunmehr 2 ½ Wochen arbeiten wir mit den Kindern und den Laptops zusammen. Ziel des One Laptop per Child Programms ist es nicht vorrangig den Umgang mit dem Computer zu erlernen, sondern vielmehr die Laptops für das allgemeine Lernen in den verschiedenen Fächern zu nutzen.

Ich bin erstaunt, wie schnell die Kinder den Umgang mit dem Computer lernen, hatte ich doch in den Computerstunden während des Schuljahres kaum erfolg. Die größten Schwierigkeiten bereiten uns technische Probleme, die immer wieder vorkommen. Sei es dass sich das System aufhängt, oder aber das Mauspad verrückt spielt. In zwei verschiedenen Altersgruppen haben die Kinder schon jetzt einiges gelernt, von verschiedenen Spielen, über Malen, Zeichnen, Fotografieren und dem Schreiben.

Auch die Lehrer werden im Umgang mit den Laptops geschult, wobei es diesen häufig schwerer fällt, als den Schülern. Letzten Donnerstag und Freitag hatten einige Lehrer, die erste Probe, indem sie die Unterrichtsstunde fast alleine gemacht haben. Alles hat gut geklappt und ich bin sicher, dass die Lehrer die Laptops während des Schuljahres in ihren Unterricht integrieren können.


Die Kinder beim Arbeiten mit den Laptops


3. Die Summer Holiday Caravan „Sommerferienkarawane“ hat schließlich auch angefangen und die vorigen ziemlich langweiligen Wochen endlich beendet. Im Grunde ist es ein etwas abgewandeltes School on Wheels Projekt, wo mehr auf Spiel und Spaß als auf Lernen gesetzt wird. Bisher geht es auch nur in die schon bekannten Dörfer rund um Buea.


Die Kinder beim Spielen von Die Reise nach Jerusalem


Ob es noch weiter geht ist unklar. Die Straße nach Mamfe ist derzeit in einem so schlechten Zustand, dass eine Fahrt mit den Schulbussen nicht möglich ist. Diese haben auf dem Weg zu unserem Haus große Probleme und sind dort immer wieder steckengeblieben. Trotzdem sind sie immer weiter den Weg lang gefahren und schließlich mussten Steine beschafft werden, um den Weg für die Busse wieder befahrbar zu machen.


4. Ein gemeinsamer Ausflug aller Freiwilligen ging einen Samstag zu einem See mitten im Regenwald nahe Kumba. Mit einem voll geladenen Schulbus haben wir uns mittags auf den Weg gemacht. Auf einer neuen Teerstraße dauerte die Fahrt nicht lange. Einzig die letzte Wegstrecke direkt zum See wäre eher für einen Geländewagen geeignet. Ein Regen hätte die Rückfahrt mit dem Bus unmöglich gemacht und so blieb nur die Hoffnung, dass es trocken bleibt. Am See eröffnete sich ein grandioser Blick.



Völlig unerwartet ist ein Platz am Ufer sehr schön hergerichtet. Es gibt Sitzbänke, einen Unterstand und Treppen in das Wasser. In Deutschland wäre dies ein schönes „Strandbad/Seebad“ bei dem man Eintritt zahlen müsste. Hier liegt der Platz völlig verlassen. Ich zögere in das Wasser zu gehen, hört man doch von allen Seiten, dass man stehende Süßwassergewässer aufgrund der Bilharziosegefahr meiden. Doch lange kann ich mich nicht beherrschen ist das erfrischende Wasser bei dem warmen Wetter doch zu verlockend.


5. Ein weiterer Ausflug stand am darauffolgenden Wochenende an. Es ging nach Bamenda zu Niels. Für das Spendenkonzert, welches Niels zusammen mit einem Freund in Deutschland organisiert hat, gab es ein Meeting. Das helepforchildren Projekt, wie der offizielle Name lautet war ein großartiger Erfolg und bei dem Treffen ging es nun um die Ausgestaltung der Verträge für die Verwendung der Spendengelder, damit diese auch dort ankommen, wo sie vorgesehen sind. In einem der korruptesten Länder der Welt, muss man darauf ein besonderes Augenmerk legen. Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es auf dem entsprechenden Blog helepforchildren.blogspot.com Bei UAC werden wir mit den Spendengeldern den Bau einer Wasserleitung zur Schule unterstützen, damit es in der Schule endlich fließend Wasser gibt. Leider muss die Wasserleitung von dem nächsten Dorf gebaut werden, sodass die Spenden dafür noch nicht ausreichen.

Ansonsten war Bamenda ziemlich kalt. Das erste Mal in Kamerun (wenn man von der Kamerunbergbesteigung einmal absieht) habe ich meinen Schlafsack wirklich gebraucht. Auffallend war auch, wie sauber Bamenda ist, verglichen mit Buea, Douala oder anderen kamerunischen Städten. Wirklich schön fand ich die Lage von Bamenda in einem Talkessel, umgeben von Hügeln. Gerade von Niels Haus am Rande von Bamenda bereits auf einem Hügel, hat man eine fantastische Aussicht auf Bamenda, wenn es nicht im Nebel versinkt.

Blick auf Bamenda


Bamenda bei Nacht


Die häufigen Stromausfälle lassen Bamenda bei Nacht kurzzeitig fast verschwinden und nur einige Lichter bleiben an. Riesig im Vergleich zu Buea ist auch der Markt, der wahrscheinlich größer ist als die drei Märkte in Buea zusammen. Zwei weitere sehr schöne Einrichtungen sind auch das Handicraft und Presskraftcenter, wo es jede Menge Kunsthandwerk gibt. Nach meinem kurzen Eindruck von Bamenda würde ich Bamenda Buea vorziehen, insbesondere weil man in dieser größeren Stadt mehr Möglichkeiten hat, während Buea im Grunde nur aus einer Hauptstraße besteht, an der sich die Häuser reihen.

Das war im Großen und Ganzen mein Programm der letzten Wochen. Ein trauriger Punkt war der Abschied von Nathan, der nach 6 Monaten in Kamerun zurück nach Großbritannien geflogen ist. Auch einige weitere Freiwillige sind bereits wieder abgefahren und in den nächsten Wochen werden uns einige weitere Verlassen. So schrumpft die Gruppe ziemlich schnell, wächst aber auch schon wieder durch neue Freiwillige die diese Woche angekommen sind. Froh bin ich über die Aussage, dass auch wieder neue Freiwillige kommen werden und ich auch meine letzten beiden Wochen meines Freiwilligendienstes nicht alleine verbringen muss. Nachdem das Cyber mit dem neuen Provider einige Zeit relativ gut funktioniert hat, gibt es seit einigen Tagen überhaupt keine Verbindung. Gut, dass ich wenigstens etwas zu tun habe und das Cyber nicht meine einzige Möglichkeit ist mich zu beschäftigen.

Mit den besten Grüßen aus Buea

Jannik


P.S. Heute am Nachmittag ist Eto’o der kamerunische Fußballheld im Zuge einer Promotion von Orange nach Buea gekommen, zur Eröffnung des sogenannten Orange Cups. Eigentlich sollte alles um 10 anfangen, aber von anderer Seite haben wir 1 Uhr als Start erfahren und kurz nach eins kam er tatsächlich. Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Die Fans stürmten nur so hinter der Fahrzeugkolonne her. Es war schwer für Eto’o einen Weg auf die Ehrentribüne zu finden. Wir drei Freiwilligen hat man dann gleich auch noch auf die Ehrentribüne geholt. Gesagt hat Eto’o gar nichts. Er hat irgendeinem Fanclub Trikots von Barcelona übergeben und dann den Anstoß für den Orange Cup ausgeführt. Alles in allem war er maximal eine Stunde dort, aber die Leute sind vollkommen ausgeflippt. Für das eigentliche Fußballspiel hat sich keiner interessiert und nachdem die Eto’o gefahren ist, war das Stadium wieder fast ganz leer.