Montag, 16. März 2009

Die Mountain Tour

Der 1. Tag, Freitag, 13.März 2009

Freitag der dreizehnte sollte nichts gutes erwarten. Nichtsdestotrotz haben wir (Nathan, Lea und ich) uns Freitag morgen auf den Weg gemacht. Für 4 Tage sollte es auf den Mount Cameroon gehen. Mit gepackten Rucksäcken ging es um 7 Uhr zum Büro von UAC, wo unser Guide uns abholt. Dabei hatte mein Rucksack mindestens die doppelte Größe von Leas oder Nathans und wog mindestens 10kg., was mir ein schlechtes Gefühl gab. Warum brauche ich soviel mehr auf dem Berg als die anderen und werde ich es mit diesem ganzen Gepäck schaffen. Doch mein Schlafsack und meine Kameraausrüstung brauchten einfach ihren Platz und ich war froh, dass wenigstens der Guide einen großen Rucksack bei sich hatte. Mit unserem Gepäck, welches neben unseren Rucksäcken auch noch jeweils 2 Paletten Wasser enthielt, ging es mit dem Taxi zum alten Bankgebäude. Dort haben wir unsere Träger getroffen, die eine ziemlich schlechte Ausrüstung hatten und den Berg mit Flipflops besteigen. Auch Rucksäcke haben sie nicht und stattdessen transportieren sie das Gepäck (also unser Wasser) in Gewebesäcken auf dem Kopf.
Wir starten erstmal ohne unsere Träger nur mit unserem Guide. Ein etwas schlechtes Gefühl habe ich dabei schon, da sie alle unsere Wasservorräte haben. Doch unser Guide beruhigt uns, dass sie bald kommen werden und sowieso schneller als wir sind. Auf geht’s also. Die ersten Wege sind sehr gut zu begehen und auch meinen Rucksack merke ich kaum. Trotzdem fangen wir sehr schnell an zu schwitzen und nach einer ¾ Stunde Laufen sehnen wir uns nach Wasser, doch die Träger sind nicht zu sehen. So machen wir eine Pause und der Guide sucht nach den Trägern, während wir uns die Zeit mit „Arschloch“ Spielen. Wofür geht man nicht alles auf einen Vulkan ) Nach mehr als einer Stunde kommt endlich unser Guide mit den Trägern an und wir können endlich das ersehnte Wasser genießen. Der Grund für die Verspätung war, dass einer der Träger keinen Sack hatte, indem er unser Wasser und seine Sachen transportieren konnte. Nach dieser ungeplanten Pause ging es weiter bis zur 1. Hütte.


Um uns herum war beeindruckender Regenwald mit riesigen Bäumen, die leider nicht auf Fotos passten.


In der 1. Hütte waren wir schon ziemlich durchgeschwitzt und der Weg sollte noch deutlich länger werden. Nach einer Pause für die das Schwarzbrot aus Deutschland mit dem Tartex ein Segen war, ging es weiter. Kurz nach der 1. Hütte, kam uns eine Gruppe junger Amerikaner entgegen, die die Tour abgebrochen haben, weil es ihnen zu schwierig war. Etwas beunruhigt gingen wir weiter und nach einer weiteren ¾ Stunde erreichten wir die Baumgrenze. Dabei trafen wir auch eine weitere Gruppe, deren Führer mit uns allen einen traditionellen Tanz machte, um den Gott des Berges gut zu stimmen. Während der Guide irgendwas in seinem Dialekt sprach, sollten wir mit Fahnenähnlichen Blättern auf die Oberschenkel, den Bauch und den Kopf schlagen und letztlich die Blätter wegwerfen. Anschließend ging es weiter. Nun nicht mehr auf Waldboden, sondern Savanne mit Grasbüscheln und Steinen. Unsere Träger waren immer noch hinter uns und wir hatten unsere Wasservorräte an der neuen 1 Hütte fast komplett aufgebraucht. Die Wege waren so anstrengend, dass wir durchgängig geschwitzt haben. Doch unsere Träger waren nicht in Sicht. Unser freundlicher Guide hat allerdings die andere Gruppe gefragt, die uns 3 Flaschen Wasser geliehen haben, was insbesondere deren Träger gefreut hat. Das nächste Stück sollte das schwierigste werden. Ziemlich steil ging es immer höher. Leider war ich nicht sonderlich gut vorbereitet und hatte einen Wanderstock vergessen. So waren meine Beine meine einzige Stütze und es gab einige Momente, wo ich im letzten Augenblick noch das Gleichgewicht wiedergefunden habe und einen Fall verhindert. Man musste wirklich sehr vorsichtig sein, nicht auf loses Geröll zu treten und dann wegzurutschen. Unsere nächste Zwischenetappe, war der Magische Baum, der auf dieser Höhe ziemlich alleine steht und magisch genannt wird, weil ab dieser Höhe immer ein Wind weht.


Alle waren wir schon ziemlich fertig, doch die 2. Hütte, die unsere Übernachtung für die Nacht sein sollte war noch nicht zu sehen. So hieß es weiter steigen. Die Schritte fielen zunehmend schwerer und nach einer weiteren Stunde sind wir völlig unvermittelt an der 2. Hütte angekommen. Eine Hütte aus Wellblech mit drei Räumen, welche alle mit einem Podest ausgestattet sind, auf dem man schlafen kann. Leider musste ich dort auch feststellen, wie schlecht es mit dem Umweltbewusstsein aussieht. Zwei verrostete Metalltonnen quollen über vor lauter Müll, der sich ringsherum ansammelte. Auch an den anderen Hütten bot sich ein ähnliches Bild.
Wir hatten einen eigenen Raum für uns drei. Später sind glücklicherweise auch unsere Träger mit unserem Wasser angekommen. Es ist für mich unglaublich, wie sie den Weg mit Flipflops und Gepäck auf dem Kopf zurückgelegt haben, während ich teilweise Schwierigkeiten mit guten Wanderschuhen und Rucksack hatte.
Unser Guide kümmerte sich jedoch gut um uns, machte uns warmes Wasser, damit wir unsere Instant Nudeln machen konnten und kochte uns später Reis in der Feuerholzküche. Leider schmeckte der Ketchup, den wir dafür gekauft hatten ziemlich schlecht und so aßen wir nur, um morgen genügend Kraft für den nächsten Teil zu haben. Wie hier üblich wurde es schon relativ früh gegen 18:30/19 Uhr dunkel. Während man den ganzen Tag nichts von Buea sah, konnte man nun (dank funktionierender Stromversorgung) die Straßenlaternen der Hauptstraße von Buea sehen, die ich mehr oder weniger gut auch auf einem Foto einfangen konnte.


Relativ früh sind wir ins Bett (wenn man dieses so nennen kann) gegangen, haben noch ein wenig Karten gespielt und anschließend versucht einzuschlafen. Eine sonderlich bequeme Nach sollte uns nicht erwarten. Mit dem Schlafsack auf dem Holz ist es ziemlich hart, es war ziemlich kalt, der Wind pfeifte und auch Mäuse gab es zuhauf. Eine amerikanische Freiwillige, die die Mountain Tour bereits gemacht hatte, erzählte uns, dass sie diese sogar im Gesicht hatte. So war für mich nicht ans Einschlafen zu denken. Von einer Seite auf die andere und zurück habe ich mich gedreht. Doch innerhalb kurzer Zeit taten jeweils die Knochen weh. Immer wieder schaute ich auf die Uhr, doch die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Irgendwie klappte es dann doch.

Der 2. Tag, Samstag der 14. März 2009

Unser Guide hatte die Abmarsch auf 6:30 Uhr festgesetzt und so weckte er uns gegen kurz nach 6 Uhr. Ich hatte nicht das Gefühl in der Nacht mal ein oder 2 Stunden am Stück geschlafen zu haben. Doch ich fühlte mich erstaunlich fit. Wir hatten genügend Zeit um unser Frühstück einzunehmen, welches wie das Abendbrot aus Instantnudeln bestand. Nach dem Packen der Sachen ging es auf die 2. Etappe, die uns zum Gipfel und dann weiter zum Camp Mainspring führen sollte. Warm angezogen mit Pullover ging es weiter auf ähnlichen Wegen, wie dem letzten Teil des gestrigen Tages. Allerdings war der Wind extrem unangenehm. Schlecht ausgerüstet, wie ich war, hatte ich weder Mütze noch Handschuhe. Mit dem Kapuzenpullover und zweckentfremdeten Socken als Handschuhe ging konnte ich das Aufwiegen. Doch der kalte wehende Wind hat meine Nase zum Laufen gebracht und relativ schnell war diese Wund. Der Weg war lang und eintönig. Die andere Gruppe, die später losgegangen war, überholte uns bald und wir versuchten uns langsam den größtenteils ziemlich steilen Weg durch die Savanne zu bahnen.



Doch insbesondere Nathan und Lea fiel der Weg sehr schwer. Wir schwitzten ordentlich und brauchten immer wieder Pausen. Nach einigen Stunden sind wir gegen 11 Uhr endlich ziemlich erschöpft in der dritten Hütte auf 3740 Metern angekommen.


Von dort konnten wir endlich die Gipfel des Berges sehen. Nach einer Pause ging es auf dem Weg zum Gipfel.


Die Träger nahmen einen anderen Weg, um uns später an einer Kreuzung wieder zu treffen. Dies sollte uns zum Verhängnis werden, denn die geplante Tour hätte vom Gipfel noch 5/6 Stunden gedauert und dies war für Lea und Nathan (wahrscheinlich auch für mich mit meinem großen Rucksack) nicht mehr möglich und so entschieden wir nach dem Erreichen des Gipfels den gleichen Weg wieder zurückzugehen und in der neuen Hütte in der Savanne zu schlafen. Dadurch hatten wir allerdings ein Wasserproblem. Unsere Träger waren mit unserem Wasser bereits in eine andere Richtung aufgebrochen und so hatten wir jeder nur eine Flasche. Für die nächsten 1 ½ Tage deutlich zu wenig. Doch erstmal ging’s zum Gipfel, der nicht besonders spektakulär war.


Blick auf den Gipfel
Ein zerbrochenes verrostetes Schild mit der Aufschrift Sumit, wobei ein m bereits verlorengegangen ist.


Ansonsten versank die Umgebung in den Wolken


Mit meinem großen Rucksack hatte ich den Mount Cameroun erklommen


Sehr stark war der Wind auf dem letzten Teilstück und auch auf dem Gipfel Teilweise hatte ich das Gefühl, dass der Wind mich mitsamt meinem Rucksack wegweht. Dabei meinte unser Führer, dass der Wind durchaus doppelt so schnell (bis zu 150 km/h) wehen kann. Bei diesen Geschwindigkeiten stelle ich mir das Erklimmen des Gipfels lebensgefährlich vor.
Der Abstieg erwies sich als äußerst schwierig. Er war zwar körperlich nicht so anstrengend, wie der Aufstieg, doch gerade ohne Wanderstock ging es sehr auf die Gelenke und die Zehen.


Langsam und mit vielen Pausen bahnten wir uns den Weg nach unten. Die Zeit verging und die 2. Hütte war nicht in Sicht. Endlich nach 2 ½ Stunden langsamen Laufens mit vielen Pausen kamen wir am späten Nachmittag bei der zweiten Hütte an. Doch unser Führer wollte noch weiter bis zur nächsten Hütte, weil in der zweiten Hütte schon über 30 Leute nächtigen. Er gab die Zeit bis zur nächsten Hütte mit 1 Stunde an, was in seinem Tempo vielleicht möglich gewesen wäre. Doch wir hätten mindestens doppelt so lange gebraucht. Unsere Beine ließen dies nicht mehr zu und da es in 1,5 Stunden dunkel sein würde und der Weg auch ziemlich steil war, wollten wir bleiben, wo wir waren.
So organisierte uns der Führer eine (sogar ziemlich gute) Übernachtungsmöglichkeit in einem der drei Räume. An ein Abendbrot war nicht zu denken. Wir hatten schon zu wenig Wasser für den Abstieg und konnten dieses nicht zum kochen verwenden. So gingen wir relativ früh mit ein paar Keksen als Abendbrot ins Bett.

3. Tag Sonntag, 15. März 2009

Die Nacht war deutlich besser als die erste, obwohl dort so viele Menschen schliefen und wir nicht damit gerechnet hatten, dass es Ruhe gibt. Sogar unter uns im Heu schliefen einige Träger. Heute stand der Abstieg auf dem Programm. Von der 2. Hütte auf 2800 Metern sollte es bis zum alten Bankgebäude auf 1000 Metern gehen. Unser super Guide hat für uns noch einige Flaschen Wasser aufgetrieben, sodass wir zum Frühstück Instant Nudeln essen konnten. Nicht das Beste, aber immerhin hatten wir etwas im Magen. Anschließend ging es los. Die Temperaturen waren angenehm, da die Sonne hinter den Wolken versteckt war. So hielt sich auch das Schwitzen und damit unser Wasserverbrauch in Grenzen. Das erste Stück bis zur neuen 1. Hütte war das schwierigste. Es ging steil bergab und es erforderte gehörigen Kraftaufwand und Konzentration, die Füße immer an die richtige Stelle zu setzen. Nach diesem Stück war ich froh, dass wir diesen Weg nicht mehr am gestrigen Tag gemacht haben. Wir hätten ihn nicht geschafft. Von der neuen Hütte hatten wir immer kleine Etappenziele. Erst kam die Baumgrenze und kurze Zeit später waren wir an der ersten Hütte. Von dort waren es noch mal 2 schwierige Stunden im Regenwald. Dort waren die Wege Gott sei dank nicht mehr so steil.


Zwischendurch schien es so, als wenn es zu regnen anfangen würde, doch es blieb bei einigen Tropfen. So konnten wir mit schmerzen verbunden das letzte Teilstück zurücklegen und sind glücklich, dass wir alles heil geschafft haben, am Ausgangspunkt angekommen. Es ist alles etwas anders gekommen, als wir es geplant hatten (aus 4 Tagen sind 3 geworden und auch Elephanten haben wir nicht gesehen), doch es ging einfach nicht anders. Zurück in unserem Haus fing es am Nachmittag auch noch ordentlich an zu regnen und nun waren wir froh, nicht noch auf dem Berg zu sein. So wurde aus der geplanten 4 eine 3 Tagestour, was aber auch genug war. Dabei war unsere Dreitagestour deutlich anstrengender als normalerweise. So trugen wir außer dem Wasser all unsere eigenen Sachen sogar bis zum Gipfel. Darüberhinaus hatten wir noch mit dem Wasser- und damit verbunden dem Essensproblem zu kämpfen. Hätten wir von vornherein eine Dreitagestour geplant wäre vieles einfacher gewesen. Doch auch wenn die Glieder am Tag danach noch etwas schmerzen, muss ich sagen, dass ich diese Bergtour gut fand. In Bezug auf die Organisation hätten wir sicherlich noch einiges besser machen können, was die Tour einfacher gemacht hätte. So vermisste ich unter anderem einen Wanderstock und auch beim Essen fehlte Obst und Gemüse.
Jetzt hoffe ich, dass sich meine Glieder schnell wieder erholen und ich am Freitag ohne Schmerzen die Tour in den Norden und den Waza Nationalpark antreten kann.
Viele Liebe Grüße
Jannik

1 Kommentar:

Papa hat gesagt…

Lieber Jannik, herzlichen Glückwunsch zu Eurer Energieleistung mit der Ihr Euch ein sicherlich unvergleichliches Naturerlebnis "erarbeitet" habt. Wir drücken Dir die Daumen, dass Du zur nächsten Tour wieder fit bist. Liebe Grüße

Papa