Samstag, 13. Dezember 2008

Meine letzten 2 Wochen

Hey Ihr,

Nun ist es schon wieder fast zwei Wochen her, dass ich das letzte Mal geschrieben habe. In Bezug auf die Arbeit bei UAC waren die letzten beiden Wochen ziemlich entspannt. Es scheint fast so, als würden die Ferien für uns schon früher anfangen. Allerdings sagt man uns dies nicht direkt. Aufgrund der Zeugnisse, die die Schüler vor den Weihnachtsferien für das erste Term bekommen, haben die Lehrer und ebenfalls unsere Mentoren im Büro sehr viel zu tun und aus diesem Grund ist das School on Wheels Project in den letzten beiden Wochen (bis auf eine Stunde) komplett ausgefallen. Warum wir drei Freiwilligen die Nachmittagsbetreuung nicht alleine machen können, weiß  ich allerdings nicht. Ebenfalls wurde nicht von Anfang an gesagt, dass diese Woche oder die nächsten zwei Wochen kein School on Wheels Project, sondern immer erst am jeweiligen Tag. Wenn wir Glück hatten, haben wir diese Info bereits während der Computerstunde in der Mittagszeit bekommen. Ansonsten gab es die Info erst, als wir uns zum Büro begeben haben, um in die Dörfer zu fahren. Es scheint hier wirklich ein großes Kommunikationsdefizit zu geben und wenn man 3 Personen nach dem Termin für die Abschlussfeier in der Schule fragt, bekommt man drei verschiedene Antworten.

Im Sportunterricht haben wir letzte Woche mit dem Weitsprung angefangen. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die geplante Weitsprunggrube noch nicht vorhanden, sodass die Weitsprunganlage (bestehend aus zwei dünnen Schaumstoffmatratzen und etwas hellem Sand, der das Absprungbrett darstellen sollte) auf dem „Sportfeld“ aufgebaut wurde.

Im Deutschunterricht habe ich mit den Kindern die Zahlen fortgesetzt, deren logischen Aufbau sie schnell verstanden haben und damit auch in der Lage waren Zahlen jenseits der Zehntausend ohne größere Schwierigkeiten auszusprechen. Am Ende der Stunde habe ich mit den Schülern der 6. Klasse außerdem noch das deutsche Weihnachtslied „Alle Jahre wieder“ gesungen. In der Erwartung noch zwei weitere Deutschstunden vor den Ferien zu haben, wollte ich den Schülern zumindest noch die Übersetzung und evtl. auch die zweite Strophe beibringen. Doch dies sollte bei dem Plan bleiben. Am heutigen Freitag haben die Schüler den Schulhof für die bevorstehende Abschlusszeremonie, bei denen ebenfalls die Eltern kommen, gesäubert. Nächste Woche sind dann für die Schüler praktisch schon Ferien, wenn ich es richtig verstanden habe. Montag und Dienstag fällt die Schule aus, weil die Lehrer Konferenzen über die Ergebnisse des 1. Terms haben und nach der Abschlusszeremonie am Mittwoch schließt die Schule dann bis zum Beginn des neuen Jahres. Obwohl die Schule am Montag und Dienstag geschlossen sein soll, hat mir der Klassenlehrer einer 5. Klasse angeboten meine letzte Deutschstunde in diesem Jahr am Dienstag zu geben, nachdem diese am heutigen Freitag ausgefallen ist.  

Am letzten Wochenende, welches aufgrund eines muslimischen Feiertages am Montag verlängert war, sind wir erneut (am Sonntag und Montag) mit dem Entwicklungshelfer Peter nach Limbe gefahren. Leider war das Wetter, insbesondere am Sonntag nicht gut. Es regnete und war kühl. Peter und ein französischer Freund wollten eigentlich Wellensurfen machen. Allerdings war das Wetter auch dafür nicht geeignet, da nur wenig Wind wehte und dass Meer somit kaum Wellen hatte. Ich probierte es ein wenig mit einem kleinen Brett. Wenn man mal eine Welle richtig erwischt hat, hat es Spaß gemacht. Allerdings verbrachte man viel zu viel Zeit mit warten, weil es nur wenige geeignete Wellen gab und man diese dann häufig nicht im richtigen Moment erwüscht hat. Am Sonntag konnte ich endlich mal wieder Nudeln europäischer Art genießen. Bei zwei Spaniern, bei denen wir einen Zwischenstopp auf dem Weg vom Strand nach Buea eingelegt haben, gab es Spaghetti alla Carbonara. Das Essen war echt klasse. Teilweise vermisse ich das europäische Essen hier doch, auch wenn das Essen hier nicht schlecht ist. Allerdings ist es immer sehr fettig und mit der Zeit wird es ziemlich eintönig, wenn es immer nur Reis, Yams, Nudeln und Kochbananen mit zwei oder drei verschiedenen Saucen gibt. Vielleicht bin ich mit dem Essen in Kleinmachnow auch ein bisschen verwöhnt gewesen. Dort war es, auch wenn Nudeln teilweise einen großen Anteil hatten, insgesamt etwas abwechslungsreicher. Vielen Dank an meine Eltern für das gute Essen.

Zurück nach Buea. Hier gab es in den letzten beiden Wochen erneut große Probleme mit dem fließenden Wasser. Nach meiner Rückkehr aus Bafoussam am Montagabend hatten wir fast durchgängig (außer kleinen Rinnsälen) bis zum Dienstag der kommenden Woche kein fließendes Wasser. Zusätzlich sind nun auch Stromausfälle verstärkt aufgetreten. Am heutigen Freitag gab es vom frühen Nachmittag bis zum Abend keinen Strom. Damit ist hier alles ziemlich dunkel und man ist in seinen Möglichkeiten die Zeit zu verbringen ziemlich eingeschränkt. Während dieser Zeiten ist die Kopflampe ein Segen, die die Umgebung etwas erhellt und zumindest Lesen oder auch Schreiben möglich macht.

Am heutigen Freitag hatte ich meine erste Begegnung mit einem kamerunischen Krankenhaus – wenn man dies so nennen kann. In Deutschland ist es wohl eher mit einem Allgemeinarzt mit mehr Schwestern vergleichbar, bei dem es noch Unterbringungsmöglichkeiten für die Patienten gibt. Nachdem ich in den vergangenen 1 ½ Wochen Probleme  mit meiner Verdauung hatte, hatte ich stark den Verdacht irgendwelche unerwünschten Parasiten in meinem Darm zu haben. Dieser Verdacht bestätigte sich nach einer Stuhlprobe und ich habe dafür gleich zwei Medikamente verschrieben bekommen. Außerdem habe ich seit zwei Tagen einen geschwollenen rechten Fuß, der wahrscheinlich von einem Stich oder Biss kommt. Für diesen habe ich noch eine Salbe verschrieben bekommen. Nach der Bezahlung von 1900 CFA (etwa 3 Euro) ging es zur Apotheke, wo ich mich fast zu Hause gefühlt habe. Ein Computer als Kassensystem, sowie ein entsprechendes Nachschlageverzeichnis sind mir in dieser Form (außer in den Supermärkten) bisher nicht begegnet. Dort durfte ich für eine Salbe und „Brausepulver“ knapp 6000 CFA (knapp 9 Euro) bezahlen und dabei waren dies noch nicht mal alle Medikamente, weil einige nicht vorrätig waren und erst morgen aus Douala kommen.

Eigentlich hatte ich dann noch zwei Deutschstunden. Da kein Bus mit Fahrer vorhanden war habe ich mich zu Fuß auf den Weg nach Bwitingi zum neuen Schulkomplex gemacht, ehe mich auf halbem Wege ein Schulbus eingesammelt hat. In der Schule musste ich dann – wie ich oben bereits geschrieben habe – leider feststellen, dass die Kinder den Schulhof säuberten und kein Unterricht stattfinden würde. Dies wurde mir allerdings erneut nicht sofort gesagt. Erst hieß es, dass ein Lehrer die Schüler holt. Doch nach 20 Minuten hieß es dann, die Schüler müssten den Schulhof für die Vorführung am nächsten Mittwoch säubern. Somit durfte ich erneut warten, bis ein Bus zurück nach Molyko fuhr. Insgesamt ist diese Art, die Zeit zu verbringen, für mich alles andere als befriedigend. Doch es scheint hier entweder ein sehr großes Kommunikationsdefizit zu geben oder aber die Dinge werden hier sehr spontan entschieden. Letztlich handelt es sich mit großer Sicherheit um einen Mix aus beidem, der es mir erschwert den Unterricht oder allgemein meine Tage zu planen.

Ich wünsche euch ein schönes drittes Adventswochenende. Ich fühle mich hier noch nicht wirklich in einer weihnachtlichen Stimmung.

Viele Liebe Grüße

Jannik

P.S. Ich hoffe der Stromausfall endet bald, sodass ich den Blogeintrag zeitnah veröffentlichen kann.

2 Kommentare:

HeikeWolfgang hat gesagt…

Lieber Jannik,
Deine wichtigste Erfahrung in Kamerun scheint es ja sein, Dich in Geduld zu üben, bzw. zu lernen, sinnvoll mit einem Überangebot von Zeit umzugehen. Das ist sicherlich äußerst schwierig, zumal durch die eingeschränkten technischen Bedingungen (Licht, Strom)zusätzliche Probleme entstehen. Hast du eigentlich Bedarf an (deutscher) Lektüre? Die Kopflampe ist diesbezüglich bestimmt ein Segen. Schreib ruhig, ob wir Dir Bücher schicken können (+ wie funktioniert das?). Es freut mich, dass ich (W.) endlich einen Gesinnungsgenossen gefunden habe. Alle machen sich lächerlich darüber, dass ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit versuche, Carbonara zu verspeisen. Heike, die auch gerade selbst einen Parasiten im Körper hat, vermutete schon, dass deiner von dieser Speise kommen könnte. Das stimmt natürlich nicht! Wir wünschen dir, dass du deine beiden Übel bald los wirst, keine neuen bekommst und mit dem Überangebot an Zeit sinnvoll umgehen kannst.
Wir denken an dich und schreiben demnächst mal privater.
Herzliche Grüße und eine schöne "Vorweihnachtszeit".

Heike & Wolfgang

Jannik hat gesagt…

Hallo Heike, Hallo Wolfgang,
bis jetzt habe ich noch etwas Lektüre. Gerade lese ich "Der Medikus". Mit dem Schicken ist es sowieso etwas schwierig. Die Postzustellung erfolgt hier in Kamerun nämlich nicht ins Haus sondern in Postfächer. Das Postfach meiner Organisation befindet sich allerdings im nächsten Ort. Meine Mutter versucht es nun erstmal mit einem Brief. Wie sieht es mit Eurem evtl. geplanten Kamerunaufenthalt aus?
Dass die Parasiten von den Spaghetti alla Carbonara kommen, ist ziemlich unwahrscheinlich. Die Parasiten nimmt man normalerweise über Salat und ungeschältes Gemüse auf. Bei mir waren dies wahrscheinlich Tomaten, die wir in letzter Zeit im Haus unseres Chefs öfter bekommen haben und mit großer Sicherheit einmal nicht richtig gewaschen wurden.
Ansonsten geht es meinem dicken Fuß, der zeitweise dem eines Elefanten glich schon wieder deutlich besser.
Viele Grüße und eine schöne Vorweihnachtszeit
Jannik
P.S. Habe am Sonntag in Limbe das erste Mal Weihnachtsbeleuchtung (bunte Lichterketten) gesehen.