Sonntag, 22. Februar 2009

22 Wochen Kamerun - der erste Einbruch

Hallo,

Die letzte Woche hatten wir weitgehend unseren normalen Arbeitsplan und bis Donnerstagmittag war alles in Ordnung. Doch während wir beim Mittagessen waren, wurde in das andere Freiwilligenhaus eingebrochen. Die Einbrecher müssen unsere Bewegungen dabei ziemlich genau gekannt haben. Jeden Tag haben wir um 13 Uhr unser Mittagessen im Haus von unserem Chef. Normalerweise verbringen wir dort eine längere Zeit, weil das Essen meist erst etwas später kommt. Doch heute waren wir nur sehr kurz dort. Henk, ein Holländer, der als Radioreporter eine Reise an der Küste von Afrika gemacht hat, ist etwas später zum Essen gekommen und Chloé, eine französische Freiwillige, ist etwas früher zurückgegangen, um sich auf die geplante Fahrt nach Douala vorzubereiten. In den 15 Minuten, in denen wir nicht im Haus waren, wurde die Hintertür, eine Holztür mit einem einfachen Schloss, aufgebrochen und ein Laptop, ein Ipod, ein Handy und eine digitale Spiegelreflexkamera entwendet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie uns kommen gesehen haben und daraufhin verschwunden sind. Andernfalls hätten sie sicherlich noch mehr Dinge entwendet. SO haben sie nur die deutlich sichtbar aufgestellten Geräte mitgenommen. Die Nachbarn und die Menschen, die auf dem Weg arbeiteten, gaben an nichts gesehen zu haben. Mr. Orock hat alles Weitere geregelt, einen Polizeikommissar gerufen und eine Anzeige bei der Polizei aufgegeben. Die Stimmung war ziemlich bedrückt. Auch wenn man den materiellen Schaden mit finanziellem Aufwand ersetzen kann, befinden sich auf einem Laptop und Ipod jede Menge private Daten, die im schlimmsten Fall unwiderruflich verloren sind.
Barclay, unser Mentor und einige andere Verwandte von Mr. Orock haben wollten gleich noch weitergehen und mit Detektiven versuchen die Diebe und/oder die gestohlenen Geräte aufzutreiben. Großen Erfolg verspreche ich mir nicht. Aber ein Versuch ist es Wert.
Bisher habe ich mich hier immer so sicher gefühlt. Es wurden zwar einige Geschichten erzählt, von gestohlenen Sachen. Doch diese Geschichten waren so weit entfernt und richtig vorstellen konnte ich es mir nicht. Nach diesem Einbruch habe ich mich die Nacht etwas unwohl gefühlt, obwohl unser Haus im Gegensatz zum anderen Freiwilligenhaus Stahltüren hat und ein Einbruch praktisch nicht möglich, bzw. nur mit großer Ausstattung und gigantischem Lärm.
Als wäre dies noch nicht genug, hören wir Freitag auch noch, dass alle Wasserkanister im Haus von Mr. Orck gestohlen wurden. Dies hat mich doch stark verunsichert. Anzunehmen ist, dass es sich dabei mehr um einen symbolischen Akt handelt, dass man sich in Acht nehmen soll. Am Donnerstag ist es nämlich auch zu einem weiteren Ereignis gekommen. Ich glaube ich schreibe darüber das erste Mal. Der Großteil der Menschen, die hier ihre Zeit im Internet verbringen, betreiben Scamming. Wie es genau abläuft, weiß ich nicht, aber sie versuchen Dinge, wie Kakao, Welpen oder andere Produkte, die in Wirklichkeit gar nicht existieren, zu verkaufen und dafür das Geld bei den Käufern einzusacken, ohne dass diese jemals ihre versprochene Ware sehen.
Durch diesen Betrug oder Diebstahl versuchen viele Internetversierte junge Kameruner, die keine anderweitigen Möglichkeiten sehen, an Geld zu kommen. Mr. Orock hat diese Scammer in letzter Zeit immer wieder aus dem Internetcafe von UAC verwiesen. Dadurch ist dieses deutlich leerer und ruhiger geworden. Am Donnerstag hat er dann einen zur Polizeistation gebracht. Was dort mit ihm passiert, weiß ich nicht. Doch da er wohl zu jung war, wird er nichts ins Gefängnis kommen.
Neben diesen aufregenden Ereignissen haben wir in der letzten Woche endlich mit den geteilten Computerklassen begonnen. Allerdings fanden von geplanten 4 Stunden nur 2 theoretische Unterrichtsstunden statt. Probleme gab es wieder mit den Transportmitteln. Diesmal waren die Busse zwar nicht kaputt, aber ein Fahrer war für zwei Tage krank, sodass der ohnehin schon sehr enge Zeitplan für den Transport der Schüler nicht eingehalten werden konnte und ich nicht pünktlich nach Bwitingi gekommen bin. Doch die erste theoretische Computerstunde lief ziemlich gut. Die Klasse war schön klein und damit auch ruhig. Zusätzlich war ich doch überrascht, wie viel sich die Kinder aus der letzten Stunde merken konnten und auch ohne den Bildschirm vor sich zu haben, mir die einzelnen Schritte zum Speichern eines Dokuments sagen konnten. Diese einzelnen Schritte haben wir aufgeschrieben und noch etwas theoretisches Wissen über die Möglichkeiten der Sortierung durch Ordner hinzugefügt. Mir hat die Stunde mit der 6. Klasse dann auch richtig Spaß gemacht, weil ich gemerkt habe, dass sie interessiert sind und Fragen stellen wie „Wie viele Ordner gibt es auf dem Computer?“
Die andere Stunde mit der Klasse 5c war leider etwas stressig, weil ich etwas zu spät kam und die Schule in Bwitingi früher aufhört als ich angenommen hatte. Habe dann in 20 Minuten kurz versucht die wichtigsten Schritte zum Speichern eines Dokuments aufzuschreiben. Da die Klassenlehrerin krank war und die Schüler auf die anderen beiden Klassen aufgeteilt waren, fehlte am Ende die halbe Gruppe und ich habe nur mit 7 Schülern Computerunterricht gemacht, die aus irgendwelchen Gründen im praktischen Computerunterricht noch nicht gelernt hatten, wie man speichert. Die letzten Wochen fielen die Computerstunden so oft aus, dass ich den Überblick verloren habe, welche Klasse, bereits was gemacht hat. Darüber hinaus kam teilweise auch nur ein Teil der Klasse, was das Weiterkommen behindert. Ich hoffe mit der Trennung der Computerstunden läuft das nun besser. Dafür muss ich nur noch eine Möglichkeit suchen pünktlich für die Computerstunden in der Schule zu sein.
Das School on Wheels Projekt lief letzte Woche lief besser als die Wochen davor. Linn, eine Freiwillige aus Norwegen, hat Spenden für die Verbesserung von School on Wheels gesammelt, mit denen wir neue Stifte und Hefte kauften. Außerdem haben wir einige Schulbücher angeschafft, um zu sehen, was die Schüler in den einzelnen Klassen können müssen und entsprechende Beispielaufgaben zur Hand zu haben. Gerade in den höheren Klassen, weiß ich teilweise nicht, was die Schüler meinen wenn sie beispielsweise von „Long Division“ sprechen. Ich kann mir zwar vorstellen, dass ich irgendetwas mit Teilen zu tun hat, doch wie die Schüler dies genau machen sollen weiß ich nicht. Mit den Schulbüchern ist dies jetzt einfacher. Am Freitag haben Linn und Chloé (eine französische Freiwillige) in Douala noch etwas Spielzeug, wie Springseile gekauft, damit die Kinder nach dem Lernen noch ein bisschen Spiel und Spaß haben können. Wie es mit School on Wheels in Bokova weitergeht ist bisher noch unklar. In diesem Dorf scheinen die Eltern das Projekt nicht so richtig zu unterstützen und es kommen meist nur 4 Kinder, während der Rest zu Hause verweilt. Aus diesem Grund haben wir daran gedacht, mit diesen Kindern, die regelmäßig kommen im nahegelegenen Bwitingi zu arbeiten und statt Bokova ein anderes Dorf in das School on Wheels Projek aufzunehmen. Aber erstmal heißt es, dass wir uns in Geduld üben sollen und hoffen, dass die nächsten Wochen mehr Kinder kommen.
Am gestrigen Samstag fand dann endlich der Mountain Race statt. Bereits um 7 Uhr starteten die Läufer, während wir noch seelenruhig schliefen. Später nach dem Frühstück haben wir uns auf dem Weg ins Stadion gemacht, wo das Ziel ist. Der Schulbusfahrer Alois hat uns einige Plätze auf der Tribüne besorgt. Dieser Platz war zum Fotografieren zwar nicht der beste. Doch wir hatten einen guten Überblick. Hauptsponsor des Laufes war (ihr dürft raten) kein kamerunische Unternehmen, sondern der Hersteller des wohl am weitesten verbreiteten Erfrischungsgetränks COCACOLA. Nach 4 Stunden und 36 Minuten stand der Gewinner fest. In dieser Zeit hat der Läufer Voffo Momo insgesamt etwa 6500 Höhenmeter überwunden. Ich habe diese Woche wieder mit dem Joggen angefangen und bin zweimal eine halbe Stunde gelaufen, was anstrengend genug war. Ich muss in Zukunft endlich dazu übergehen regelmäßig joggen zu gehen. Auch in Bezug auf die Bergbesteigung möchte ich die Tour nicht völlig untrainiert angehen.

Ich hoffe bei euch geht’s gut. Die Schneefotos aus Kleinmachnow sehen ja wirklich klasse aus. Für mich ist dies aber momentan nicht richtig vorstellbar. Immerhin ist es nach dem letzten Regen gestern etwas kühler geworden, was sehr angenehm ist. Die Wasserversorgung ist weiterhin ziemlich schlecht. Nachdem wir am Donnerstag fast den ganzen Tag Wasser hatten, herrscht seitdem wieder Ebbe in der Leitung. Aber im Gegensatz zu den Vorangegangenen Monaten kommt nicht ein Tropfen aus der Leitung, auch nicht in der Nacht. Dies lässt mich vermuten, dass an den Leitungen gearbeitet wird. Hoffentlich gibt sich das Problem bald.
Viele Grüße
Jannik

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